Auf meinem Spaziergang kam ich neulich an einem riesigen Gebäude im Herzen des Berliner Zentrums vorbei. Die Aufschrift KMBA machte mich neugierig und schnell war herausgefunden, wofür die Abkürzung steht: Katholisches MilitärBischofsAmt
Hier könnt ihr es euch selbst ansehen: Google Maps
Was macht so ein Amt? Man könnte vermuten, die Angestellten unterstützen Soldaten, die im Militäreinsatz einen Konflikt mit ihrem Glauben sehen.
Auf jeden Fall verrät die Wikipedia-Seite nicht, dass es ein ähnliches Amt schon einmal in der nicht allzu fernen Vergangenheit gab. Und dazu habe ich sogar zwei Büchlein in den Tiefen meiner Kisten gefunden:
Wer als gläubiger Soldat in der Wehrmacht unterwegs war, konnte ein Feldgesangbuch erhalten. Zur Auswahl standen sie in den Geschmacksrichtungen Evangelisch und Katholisch.
Während das Evangelische Feldgesangbuch keinen Hinweis enthält, verrät uns das Katholische, dass es „Mit Genehmigung des Katholischen Feldbischofs der Wehrmacht vom 24. August 1939“ herausgegeben wurde.
Die beiden zuständigen obersten Vorgesetzten waren damals Franz Dohrmann (evangelisch) und der oben erwähnte Katholische Feldbischof der Wehrmacht Franz Justus Rarkowski (katholisch).
Zu Letzterem habe ich seinen „Heimatgruß“ gefunden, den er am 1. September 1939, also dem Tag des Überfalls Deutschlands auf Polen und damit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs den katholischen Soldaten mit auf den Weg gegeben hat.
Vorher aber noch eine Seite aus den beiden Feldgesangbüchern, aus denen ihr sehen könnt, dass beide Fraktionen auf dem vorherigen Bild noch synchronisiert waren, bei den Liedern aber bereits arg auseinanderdrifteten.
„Heimatgruß“ vom 1. September 1939.

Kameraden! In ernster Stunde, da unser deutsches Volk die Feuerprobe der Bewährung zu bestehen hat und zum Kampfe um seine natürlichen und gottgewollten Lebensrechte angetreten ist, wende ich mich als Katholischer Feldbischof der Wehrmacht an euch Soldaten, die ihr in diesem Kampf in der vordersten Front steht und die große und ehrenvolle Aufgabe habt, die Sicherheit und das Leben der deutschen Nation mit dem Schwerte zu schützen und zu verteidigen.
Euer Einsatz ist von einem heiligen Ernst, von einer großen Bestimmung und Verpflichtung getragen. Jeder von euch weiß, worum es in diesen Sturmestagen unseres Volkes geht, und jeder sieht bei diesem Einsatz vor sich das leuchtende Vorbild eines wahrhaften Kämpfers, unseres Führers und Obersten Befehlshabers, des ersten und tapfersten Soldaten des Großdeutschen Reiches, der sich nunmehr bei euch an der Kampffront befindet. Unvergeßlich wird uns allen jener 1. September bleiben, da das ganze Volk vor ihm zum feierlichen Appell antrat. Auch ihr seid an jenem denkwürdigen Morgen irgendwo draußen an den Grenzen des Reiches oder in der Kaserne oder auf dem Vormarsch mit dem Ohr und mit dem Herzen Zeugen jener geschichtlichen Stunde gewesen, da der Führer im feldgrauen Rock vor die ganze Nation trat. Ihr habt seine Worte gehört und aus allem, was er sagte, gespürt, daß eures Obersten Befehlshabers Liebe und Sorge zwar wie immer dem ganzen Volke, aber in diesen ernsten Stunden vor allem euch Soldaten der deutschen Wehrmacht gilt. So steht vor euch in hellem Glanze das Beispiel des Führers.
Kameraden! Wenn ihr auf einsamer Feldwache, auf dem Marsche oder im Quartier in stillen Nächten zu den leuchtenden Sternen emporschaut und in diese schimmernde Pracht hineinträumt, dann lest einen Gedanken aus ihnen heraus, der sehr dazu geeignet ist, euch innerlich ruhig und tapfer zu machen und zu höchstem Einsatz für euer Vaterland anzuspornen. Dieser Gedanke heißt: Da droben in dem unermeßlichen Sternenmeere herrscht ein überragender und bezwingender Wille, der jedem dieser Weltkörper Weg und Richtung gab. Und wenn Gottes Wille dort oben waltet mit einer Ordnung und Weisheit, die unsere Denkfähigkeit übersteigt, dann wird er auch in unserem Leben und im Leben unseres Volkes walten, denn „groß ist Gottes Weisheit und gewaltig seine Macht“ (Sir. 15, 19). Haben wir es nicht oft und oft in der Geschichte unseres Volkes erlebt, daß der allmächtige Gott uns Deutsche durch Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit hindurchgeführt hat? Hat Er uns nicht immer wieder unter seine mächtigen Fittiche genommen, wenn es schien, als würde die Sonne für immer über Deutschland untergehen? Mit dem heiligen Augustinus rufen wir in Dankbarkeit des Herzens aus: „O, einen großen Gott haben wir!“
[…]
Der tapfere Aufblick zum Allmächtigen macht euch zu Soldaten, die unüberwindlich sind. Jeder von euch muß jetzt Kämpfer sein, nicht nur mit der Waffe in der Hand, sondern auch mit einem starken, tapferen und gläubigen Herzen. Wer als Soldat den Kampf für sein Vaterland jederzeit in Ehren bestehen will, muß ein Herz besitzen, das Gott selbst gefestigt und gewappnet hat.
Verordnungsblatt des katholischen Feldbischofs der Wehrmacht, 1. September 1939. (Original in der Deutschen Digitalen Bibliothek hier)
Ja, da hört man die Nächstenliebe deutlich. Aber wie ich schon früher in meinem Artikel über die Liederbücher der Hitlerjugend bemerkt habe: Die Liedzeile „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.“ muss wohl überdacht werden.
Die beiden Gesangbücher oben waren niemals an einer Front unterwegs. Sie sind neu, ungenutzt und eigentlich ist es gar nicht schlecht, wenn es keinen Grund gibt, mit oder ohne Geangbuch ins Feld zu ziehen.






























































Das Gebäude war vor 1989 glaube ich die Pressestelle der Nationalen Volksarmee. Ich bin da öfter zugange. Da ist weiter unten ein kleiner Trödelmarkt.
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Der Pergamon-Trödelmarkt?
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