Kindersoldaten – Lineol


In der DDR gab es sie, in der BRD auch, vor Hundert Jahren spielten die Jungen bereits mit ihnen und in den 1000 Jahren dazwischen waren sie ebenso beliebt – Soldatenfiguren. (meine Eltern haben mir in meiner DDR-Kindheit keine der Plastesoldaten geschenkt, weil sie Kriegsspielzeug ablehnten. Ich habe stattdessen die entsprechenden Indianer bekommen.)

Die heute vorgestellten Soldaten haben mir mal kurz gehört, allerdings habe ich sie verschenkt. Ich denke aber, sie bekommen trotzdem ihren Platz hier in meinem kleinen Museum. Der Überbegriff dieser Kollegen lautet Massefiguren.

Wir haben hier drei Wehrmachts-Soldaten: einen mit einem MG, einer mit einem Gewehr und einen Soldaten mit Munitions-Kisten. Die Figuren bestechen durch ihre detailreiche Bemalung, sind allerdings mit ihren knapp 80 Jahren nicht mehr ganz wasserfest und bruchsicher.

Lineol Figuren 1935 Wehrmacht

Es gab in den 1930er / 1940er Jahren zwei Firmen, die sich den deutschen Markt teilten.

Die grössere LINEOL AG aus Brandenburg an der Havel stellte mit ca. 300-400 Mitarbeitern seit 1906 neben den Soldaten auch Tierfiguren her. Die Zutaten zur Lineol-Figur waren Papiermehl , Kaolin , Knochen – und Hartleim, Mühlenabfallprodukte, Leinöl und Baumharz. Da in der Sowjetischen Besatzungs-Zone gelegen, wurde aus der Lineol AG nach dem Zweiten Weltkrieg die Lineol VEB Plastik (wohlgemerkt: nicht Plaste) und produzierte unter anderem NVA-Soldaten. 1963 wurde der Betrieb geschlossen.

Lineol Figuren 1935 Wehrmacht

Die Nummer zwei bei den Massefiguren war die Firma SCHUSSO – Georg Schuster mit ihren Elastolin-ähnlichen Figuren. Sie machte sich einen Namen durch die verstärkte Produktion militärischer und politischer Figuren. Die Größe war identisch mit den Lineol-Figuren, allerdings waren die Figuren von geringerer Qualität und Haltbarkeit, da die Herstellung ohne Leinöl und Baumharz erfolgte. Zu Kriegszeiten wurde die Qualität noch einmal angepasst und nur noch billige Materialien genutzt: eine Mischung aus Holzmehl, Leim und verschiedenen Hart-und Weichwachsen.

Lineol Figuren 1935 SA

Ein SA-Mann von SCHUSSO – Schuster. 

Zum Besitzer der Firma Schusso habe ich bei figuren-journal.com noch einige interessante Infos gefunden: Die Firma beschäftigte zuletzt etwa 30 Mitarbeiter betrieblich und etwa 70 Heimarbeiter. Vertrieben wurden die Figuren über Grossabnehmer wie Woolworth , RWG Düsseldorf usw. 1939 wurde Georg Schuster zum Wehrdienst einberufen, und seine Frau Frieda übernahm die Geschäftsführung. 1943 wurde der Betrieb eingestellt! Georg Schuster kam 1945 in amerikanische Gefangenschaft, wurde jedoch an die russischen Truppen übergeben und starb ca. 1946 in Odessa beim Abbruch von Ruinen.

Alle vier hier gezeigten Figuren stammen aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg.

3 Kommentare zu „Kindersoldaten – Lineol

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    1. Naja, so eine Zinnsoldaten-Armee sieht schon cool aus. Und wenn man sie noch selbst anmalt, ist das bestimmt auch ein schönes Hobby. Daraus hat sich meiner Meinung nach die Liebe zu solchen Spielzeugen entwickelt.
      Man muß auch davon ausgehen, daß früher hauptsächlich drin gespielt wurde.
      Und last but not least: bis 1918 war in Deutschland ein Krieg auch in der breiten Volksmeinung nichts Schlechtes. Man zog schließlich frohen Mutes ins Feld. (Vergleichbares findet man noch in den USA, wo das Volk doch sehr empfänglich für Propaganda ist.)

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