Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes, für gewöhnlich nur Winterhilfswerk genannt, war eine der größten staatlichen Geldbeschaffungsmaßnahmen des Dritten Reiches.
Für Versäumnisse der Politik, nämlich ihren Bürgern ausreichende Nahrung und Unterkunft zur Verfügung zu stellen, wurden Mitbürger herangezogen, diese Missstände durch die Abgabe von Geld- und Sachspenden zu beheben.
Freiwillige Helfer durchkämmten systematisch jede Straße und klingelten an jeder Tür um Spenden einzufordern. Zusätzlich überwiesen Firmen ohne um die Einwilligung der Arbeitnehmer zu bitten einen Prozentsatz des Lohnes an das WHW.
Lest euch mal den Wikipedia-Artikel durch und beachtet zwei Abschnitte weiter unten die Summen, die pro Jahr zusammengesammelt wurden. Waren es 1933/34 noch 359 Millionen Reichsmark, kam man im Kriegswinter 1942/43 auf fast 1,6 Milliarden RM.
Einmal im Monat war der Eintopfsonntag eine propagandistische Aktion, die neben der zu spendenden Ersparnis durch den Verzicht auf ein reichhaltiges Sonntagsessen noch zusätzlich zur Schließung der sogenannten Fettlücke beitragen sollte.
Wer spendete, bekam beispielsweise kleine Anstecknadeln, die an der Kleidung getragen wurden. Sie zeigten einerseits, daß der Träger durch seine Spende Gutes getan hatte, zum anderen konnte man bei nochmaliger Belagerung durch die Spendeneintreiber vorweisen, daß man bereits zur Sammlung beigetragen hatte.
Ich habe ein Minibüchein für euch, gerade einmal 4×3 cm groß:
Ähnlich den noch heute erscheinenden Spenden-Briefmarken „Weihnachten“ oder den bereits vorgestellten „Für den Sport“-Marken, bestand zusätzlich die Möglichkeit, durch den Kauf von WHW-Postkarten das Projekt zu unterstützen.
Diese Karten kosteten zu den 6 Pfg für Karte und Porto noch weitere 4 Pfg, die an das Winterhilfswerk gingen.
Victor Klemperer (den kennt ihr bereits von hier) schrieb 1933 in sein Tagebuch: „Mir ist vom Gehalt eine ‚Freiwillige Winterhilfe’ abgezogen worden; niemand hat mich deswegen vorher gefragt.“
Im Volksmund wurde – nicht allein durch die im Exil agierenden Sozialisten der SoPaDe – der Begriff der organisierten Wegelagerei geprägt: „Die Straßensammlungen haben dank der ungehemmten ‚Einsatzbereitschaft‘ der HJ, BdM, SA und SS vollends den Charakter organisierter Wegelagerei angenommen.“ – „Die ‚Bereitwilligkeit’ dieser Sammlungen ist hinlänglich bekannt. Die ‚spontanen‘ Terroraktionen gegen besonders zurückhaltende Spender sind noch in Erinnerung. Verschiedentlich haben Behörden die Erteilung von Aufträgen von ausreichenden WHW-Spenden der Bewerber abhängig gemacht.“
Entgegen im Volk kursierender Vermutungen, daß die Gelder für die Finanzierung des Krieges genutzt wurden, scheinen die Spenden tatsächlich den bedürftigen Familien zugute gekommen sein. Anders hingegen belief es sich mit den Pelzsammlungen. Hier wurden besonders schöne Stücke abgezweigt. Aber das ist ein anderes Thema.
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