Wer sich schon einmal gefragt hat, woher mein WordPress-Profilphoto stammt, der soll heute aufgeklärt werden.
So sieht es übrigens in Originalgröße aus
und stammt aus einem der schönsten Kinderbuchreihen, die nach meiner Meinung je in Deutschland erschienen sind. Wie so oft bei Kinderfilmen und Kinderbüchern, ist auch hier eine Nebenfigur zum eigentlichen Helden der Buchreihe geworden. Der kleine Hund Putzi. (rechts)
Alles begann im Jahr 1933 mit kurzen Bildgeschichten in der in Erfurt erscheinenden Thüringer Allgemeinen Zeitung. In ähnlichem Format wie die Snoopy- und Garfield-Comic-Strips in den Tageszeitungen der USA, erschienen hier ebenfalls kleine Bilderreihen mit Text direkt unter den Zeichnungen und sogar Sprechblasen gab es schon. Einige der Bildgeschichten wurden 1934 im Buch „100 der schönsten Hanni-Fritz-und Putzi-Geschichten“ gesammelt und abgedruckt. Den Reprint davon seht ihr im unteren Teil des folgenden Fotos. Der Titel ist in Sütterlin-Schrift, die uns in diesem Museum schon häufiger über den Weg gelaufen ist – hier findet ihr die anderen Artikel.
So sahen die Geschichtchen aus. Die Form der Figuren ist zu dieser Zeit noch komplett anders gewesen und hat sich erst im Laufe der darauffolgenden drei Jahre zu den lieblichen vier Charakteren entwickelt.
Die Geschichte dieser Bücher in unserer Familie ist etwas verwirrend. Meine Mutter und ihre Geschwister bekamen die Bücher geschenkt, als sie selbst noch klein waren. Da es sich bei allen Ausgaben um Kriegsdrucke handelt, wurde nur sehr minderwertiges Papier verwendet. Das Ergebnis nach 40 Jahren war ein beginnendes Brechen der Seiten beim Umblättern. Daraufhin wurden die Bücher nur noch sehr selten hervorgeholt. (mehr zur Qualität dieser Bücher hier)
Umso größer war die Freude, als nach der Wende im Jahr 1990 alle Bücher neu aufgelegt wurden. Zwar wurde die Schrift nun von Antiqua (glaube ich) in Garamont geändert um auch neuen Kindern die Lektüre zu ermöglichen, der Inhalt ist aber komplett gleich geblieben.
Aber Herr Moopenheimer wäre nicht Herr Moopenheimer, wenn er sich nicht alle Bücher in langwieriger Suche noch einmal in einem besseren Erhaltungsgrad in den Weiten des Internet und in Antiquariaten gesucht hätte. Und wo hat er sie schließlich gefunden? Schaut euch mal die folgenden Fotos an, die alle aus unserem Haus quer über den Erfurter Wenigemarkt fotografiert wurden (das dritte Foto von etwas seitlicher). Auf allen dreien seht ihr ein Eckhaus, das in meiner Kindheit ein Gemüseladen war. Ich weiß nicht, was es zur Zeit der Photos war, aber es gehörte offensichtlich „Carl Wipplinger“.
Und vor einigen Jahren war bei einem Besuch plötzlich ein Antiquariat in diesem Gemüseladen und ratet was er im Angebot hatte. Genau. Alle bis auf eins. Das, was er nicht hatte, habe ich auch vorher nicht besessen. Es ist das einzige, das ich nur als Reprint besitze. Gesehen, gekauft, gefreut. (unglaublich, was die dafür haben wollten!)
Und somit haben die zerlesenen Bücher (danke, liebe Mutti), wie das links zu sehende etwas hübschere Geschwister bekommen (hier rechts im Bild).
Ein Vergleich zwischen dem Original und dem Reprint.
Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte gefällig? Hanni ist ein kleines Mädchen, das ganz allein in einem kleinen Häuschen wohnt. Die Eltern waren schon seit langem tot und nun macht und tut sie alles ganz für sich. Eines Tages verirrt sie sich im Wald und die Dunkelheit bricht herein. Weinend kauert sie sich ins Moos als sie plötzlich von einem Zwerg gefunden wird, der sie mit in die Höhle nimmt, in der noch mehr Zwerge wohnen. Dort trifft sie Fritz, einen Knaben, der als Baby ausgesetzt und von den Zwergen aufgenommen wurde. Beide werden Freunde und kehren gemeinsam in Hanni’s Haus zurück. Zum Abschied bekommen sie von den Zwergen einen Wunsch geschenkt. Das erste, was sie sich wünschen, soll in Erfüllung gehen.
Hanni und Fritz leben vor sich hin, bis sie eines Tages auf einem Spaziergang sehen, wie ein alter Mann ein Hundewelpen im Dorfteich ertränken will, weil es zu mager ist. Sie nehmen ihn mit nach Hause und weil er so putzig ist, bekommt er den Namen Putzi. Allerdings ist Putzi ein kleiner Tunichtgut, der immer alles gut machen will, aber meist scheitert. Eines Tages sitzen Hanni und Fritz auf der Veranda, als Putzi vor ihnen herumtobt. „Ach wenn er doch nur sprechen könnte!“ meint Hanni. Und schon geht ihr Wunsch in Erfüllung. Etwas später retten die drei Freunde einen Raben, der von bösen Buben mit Steinen beworfen und verletzt wurde. Es stellt sich heraus, daß der Rabe „Kolk“ von den Zwergen geschickt wurde um zu sehen, ob es den beiden Kindern gut geht. Von den Zwergen hat er sprechen gelernt und damit ist die perfekte redende Familie beieinander.
„Der grosse Anfang“ ist mein Lieblingsbuch.
Putzi lernt lesen, schreiben und rechnen. Das Alphabet wird ihm (uns) mit schönen Reimen erklärt. Hier seht ihr, daß auch in der Neuauflage der Neger noch immer das N für uns okkupieren darf.
Müller, halt die Mühle an, sieh was Putzi droht. Wenn er nicht herunter kann, ist er mausetot. (Putzi hängt übrigens oben am Mühlenflügel)
„Putzis Freud und Leid“ – eigentlich ist das mein Lieblingsbuch
Spannende Geschichten fesseln den jungen Leser.
und jeder fiebert bei allen Erlebnissen mit.
„Zu Viert in Wald und Feld“ – eigentlich mein Lieblingsbuch
Die vier treuen Freunde unternehmen Ausflüge, Putzi wird vom Zicklein gestoßen,
muß heimlich vom Honig naschen und erlebt vieles mehr.
„Da ist was geschehen“ – mein Lieblingsbuch.
So wie auch „Alpenreise zu viert“
Nur dieses Buch konnte es noch nicht zu meinen Favoriten schaffen. „Zu viert um die Welt“, das Buch, das ihr schon auf dem ersten Bild gesehen habt, ist das Fehlende. Und weil ich es als Kind nicht kannte, konnte ich mich nicht in dieses Buch verlieben. Pech gehabt.
Falls ein eifriger Leser aus dem Erfurter Raum noch eine Originalausgabe hat, möge er/sie sich melden.
Sofern ihr 5- bis 7-jährige Kinder habt, lest ihnen die Geschichten vor. Sie sind wirklich „Putzi“g.
Heute ist es in Vorpommern nasskalt u. stürmisch, da mag man „keinen Hund vor die Tür jagen“. Da kommt Dein Museum gerade zur rechten Zeit. Ich habe einen putzigen, schönen Sonntagvormittag, dank Deiner Mühe, erlebt.
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Danke. immer wieder gern. Hier ist es auch mies. Zeit, Blogartikel vorzubereiten. Irgendwelche Epochen-Wünsche?
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Merci🌞💫 schön zu Schmöckern in den alten Dingen …. Der Alte Eiswagen auf dem einen Foto …. der Hammer …. 😄🌞💫
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