Überschwemmung im Ahrtal


Manche Objekte in meinem Museum sind dafür gedacht, lange in Erinnerung zu bleiben. Um das zu erreichen, sollen sie pfleglich behandelt, geschont und möglichst wenig angefasst werden.

Anders bei einem Geschenk, das ich neulich von meinem lieben Besuch erhielt. Ein neutraler Karton. Schwarzes Seidenpapier. Muffiger Geruch.

Im Seidenpapier eingewickelt eine schlammige Weinflasche:

Ich erhielt eine Flasche Flutwein aus dem Schlamm der Überschwemmung im Ahrtal 2021.

Wer glaubt, so eine Überschwemmung bestünde nur aus ein paar Eimern Wasser im Keller, war noch nie in einem Überschwemmungsgebiet. Neben Wasser wird unglaublich viel Sediment, also feinster Sand mitgebracht und legt sich als feinkörniger Schlamm um alles. Und da bleibt er auch, nachdem das Wasser weitergeflossen und alles getrocknet ist. Oftmals wurden die Etiketten von den Flaschen abgelöst, so dass unklar war, welcher Wein sich in welcher Flasche befindet.

Aus der Not heraus kamen die Winzer auf die Idee, ihren so getauften „Flutwein“ in einer Art Tombola zu verkaufen. Zum festgelegten Preis konnten Weine gekauft werden und außer der Farbe war der Rest eine Überraschung. So konnte der Schaden zumindest begrenzt werden.

Mein Wein ist weiß und man kann mit ein bisschen Kratzarbeit das Etikett noch lesen.

Der Winzerhof Gilles ist dabei, sich zu erholen. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels ist die Zimmervermietung wieder angelaufen und die neuen Weine sind produziert. Wünschen wir ihnen und allen anderen betroffenen Weinbauern im Ahrtal oder anderswo viel Glück für die Zukunft.

Ich werde diesen Wein vermutlich mit dem Schenker zusammen trinken.

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