klick klick klick klick – pling – sssssiitttttt
klick klick klick klick
So ungefähr klang es bis in die 1980er Jahre aus jedem Büro der Welt. Die Schreibmaschine war allgegenwärtig und alle Buchstaben gleich breit.
Bevor die Computer uns alle Arbeit abnahmen und wir jetzt, wenn man den Versprechungen von damals Glauben schenkt, heute kaum noch etwas zu tun haben, waren Tippfehler ein großes Problem und nicht einfach durch eine Zurück-Taste zu beheben. Trotzdem schreibe ich mindestens einmal pro Tag Worte wie Tatse, Servcie und Wochnenede und bemerke es erst nach dem absenden.
Schreibmaschinen gab es in vielen Varianten und sie haben eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt. Die ersten Modelle hatten einen Zeiger, mit dem auf den zu schreibenden Buchstaben gezeigt wurde, dann ein Knopfdruck und der Buchstabe war auf dem Papier. Das ging sehr langsam. Spätere Maschinen hatten bereits eine Tastatur, allerdings verhakten sich beim schnellen Tippen regelmäßig die zu kurz hintereinander angeschlagenen Typenhebel. Daraufhin ersann ein kluger Kopf eine Neuanordnung der Tasten. Je häufiger zwei Buchstaben hintereinander in Worten vorkamen, desto weiter mussten sie auf der Tastatur auseinanderliegen. Das führte zu dem Layout, das wir noch heute kennen.
Die Schreibmaschine meiner Oma stammt aus dem Jahr 1928. Die Remington Portable #1 war eine Reiseschreibmaschine, konnte zusammengeklappt, in einem Koffergehäuse verpackt und mit auf Reisen genommen werden.
Das war seinerzeit eine tolle Sache, weil nicht alle Schreibmaschinen so klein und handlich waren wie diese. Dazu mussten jedoch einige Bauteile auf platzsparende Weise umgeklappt und verstaut werden. Wie ihr im nächsten Bild seht, sind die Typenhebel (das sind die Ärmchen mit den Buchstaben dran, die für den unverwechselbaren Sound einer Schreibmaschine verantwortlich sind) noch heruntergeklappt. Auch das Rad mit dem die Walze vor- und zurückgedreht werden kann, ist noch eingeschoben, aber das sieht man hier nicht so gut.
Im Deckel ist ein Garantiezettel eingeklebt:
Anhand der dort angegebenen Seriennummer, die – wer hätte das gedacht – identisch ist mit der Seriennummer auf der Schreibmaschine
lässt sich übrigens eine Menge herausfinden. Auf der Seite http://site.xavier.edu/polt/typewriters/rem-portables.htm#serialnumbers habe ich folgende Info gefunden:
You can use the serial number to determine the precise month of manufacture only if you have a semi-portable Remington Junior (1914-1921), #1 portable, #2 portable, or a Rem-Blick. These models, like all Remington typewriters made from August 1914 through August 1928, use a 2-letter, 5-numeral code. The first letter represents the model of the typewriter (J for the Junior, N for the #1 and #2, or K for the Rem-Blick). The second letter represents the month of manufacture, according to the following code:
P = January
M = February
L = March
K = April
X = May
S = June
V = July
E = August
D = September
C= October
Z= November
A = December
The first numeral is the last numeral of the year in which the typewriter was made.
Das bedeutet, meine Schreibmaschine ist eine Portable Modell 1, stammt aus dem Jahr 1928, wurde im November hergestellt und zwar als 84. dieses Monats und damit eine der allerletzten dieses Modells.
Sicher habt ihr sofort bemerkt, daß hier einiges fehlt: keine Eins, keine Null, ä, ö und ü gibt es nur in klein. Dafür noch ungewohnte Sonderzeichen über den Zahlen. Einzig die 2 ist ihren Gänsefüßchen / Hasenöhrchen treu geblieben.
Und so sieht sie in betriebsbereitem Zustand aus. Die Typenhebel sind hochgeklappt und das Walzenrad (jetzt rechts, hinten zu sehen) steht hervor.
Eine tolle Sonderfunktion hat diese Schreibmaschine damals schon gehabt – das zweifarbige Farbband,
das mit einem kleinen Hebel umgeschaltet werden konnte:
Ich wäre nicht Moopenheimer, wenn ich nur die Schreibmaschine hätte. Nur für euch zur Lektüre und zum Vergleich hier die Gebrauchs-Anweisungen für Modell 1 und Modell 2
Und das war’s auch schon. Da das untere Handbuch eine Seite kürzer ist, habe ich euch noch ein sehr wichtiges Etwas mitfotografiert: Kohlepapier. Wie oft hat man früher mühsam einen Brief mit Durchschlag abgetippt und am Ende ein Blatt Papier gehabt auf dem der Text der Vorderseite in Spiegelschrift auf der Rückseite stand und dazu ein leeres zweites Blatt.
Selbstverständlich habe ich auch noch eine Preisliste für Verbrauchsmaterial. Den Laden gibt es überraschenderweise nicht mehr. Nicht mal das Haus steht mehr. Es wurde durch ein neues Geschäftshaus ersetzt.
Seinerzeit wurde für die Schreibmaschine viel geworben. Dazu habe ich vor ein paar Jahren einige Zeitungs-Anzeigen aus der Mitte der 1920er Jahre gesucht und gefunden:
225,- bis 280,- Mark erscheint mir recht teuer.
Und noch eine Anzeige mit Gunther Plüschow, dem Flieger von Tsingtau (das unter deutscher Kolonialherrschaft ja Kiautschou hieß, wie ich euch hier bereits erklärt hatte)
Eine weitere Anzeige zu einem anderen Remington-Modell gab es gratis dazu. Ich zeige sie euch trotzdem.
Hier noch etwas Zubehör, teilweise aus späterer Zeit. Farbbänder, Typenreinigungs-Pinsel und -Bürsten
Eine Farbband-Dose der Konkurrenz.
Und nun freut euch, daß ich nicht den ganzen Text mit dieser unbequem lesbaren Schrift geschrieben habe.