Der Wahn der Nationalsozialisten, die perfekte Rasse zu erschaffen, zog ab der 1930er Jahre immer widerlichere Kreise. Die Reinheit des Blutes und die Zugehörigkeit zur nordischen Rasse wurde im sogenannten Ahnenpaß vermerkt.
Dieses ich weiß nicht wie viele Seiten starke Heft enthielt die Lebensdaten meiner Vorfahren, Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und möglichst noch weiterer Generationen. In unserem heute vorgestellten Fall hat Frau Elisabeth Marie Wieczorek aus dem schlesischen Mylsowitz diesen Nachweis erbracht. Eine Reichsmark Gebühr wurde 1944 bezahlt, den Rest des Datumsstempels kann man nicht lesen.
Auf der nächsten Seite folgt der obligatorische Spruch des Herrn H, der durch seine große Statur, seine blauen Augen und sein blondes Haar ein Musterbeispiel seiner favorisierten Ideale war und nie müde wurde, es mit seinem humpelden Komagnon heute in Deutschland und morgen in die ganze Welt hinauszubrrrüllen.
Frau Elisabeth Marie hat leider versäumt, die Fotos rechts einzukleben.
Weiter im Text mit den Daten zur eigenen Person. 1927 geboren, also zum Ausfüll-Zeitpunkt süße 17 Jahre alt. Ehemänner gab es noch keine – das wäre ja auch unerhört gewesen.
Ahnennummer 2 und 3 waren Vater und Mutter, Lebensdaten, Geburtsort und -datum, Eheschließung. Hinter den Namen der Eltern von Vater und Mutter ist bereits die laufende Nummer 4, 5, 6 und 7 angegeben, damit man wusste, wo man mit dem Ausfüllen fortfahren musste.
Und da sind sie auch schon – die Großeltern väterlicherseits inklusive aller bereits erwähnten Informationen und dem Verweis auf Zweige 8 und 9 des Ahnenbäumchens.
Bei den Großeltern mütterlicherseits war leider der Opa abhanden gekommen.
und von den Urgroßeltern großväterlicherseits waren nur noch die Daten der Eheschließung zu finden:
Die Eltern der Uroma hingegen hatten eine noch nicht verblasste Spur hinterlassen:
So spannend und aufregend die Suche nach den Vorfahren – auch heute noch – ist, so unschön waren die Gründe des massenhaften Erforschens der eigenen Herkunft. Bei vielen Mitmenschen ist unter irgendeiner Ziffer ein Nachname unerwünschter Provenienz aufgetaucht, obwohl die Familien seit eh und je Tür an Tür mit braunblütigen Volksgenossen gelebt haben, die sie plötzlich schon immer nie leiden konnten. Je höher die Ziffer des unarischen Verwandten im Ahnenpaß, desto größer der Nenner in der Einteilung der Nürnberger Gesetze und desto niedriger die Chance auf das eigene Leben.
Hier das Gesamtwerk in Tabellenform auf einer aufklappbaren Doppelseite am Ende des Passes.
und zum Schluß die Erläuterung der Zweig-Nummern mit dem Hinweis, daß die SS einen Ahnen-/Ariernachweis bis 1750 forderte.
Für mich neu war die Information, daß sowohl der Ahnenpaß als auch der für die Aufnahme in die SS erforderliche Ariernachweis auch heute noch als Dokument vorgelegt werden können, wenn um Einbürgerung in die Bundesrepublik Deutschland ersucht wird. Details hier.
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