Werbung vor 50 Jahren – DER SPIEGEL, April 1964


Vor ein paar Wochen habe ich euch einen Artikel aus dem SPIEGEL vom 29. April 1964 über eine besonders perfide Idee der Nazis vorgestellt.

Beim Durchblättern dieser Zeitschrift ist mir aufgefallen, wie viel Tabakwerbung es damals in den Zeitschriften noch gab. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber zu Beginn irgendeines Jahres wurde die Tabakwerbung im Fernsehen verboten und später auch in Printmedien stark eingeschränkt.

Um euch einen kleinen Überblick über den Inhalt der durchschnittlichen Zeitschrift der mittleren 1960-er Jahre zu verschaffen, habe ich euch den Spiegel zerpflückt und nur die Werbung rausgesucht.

DER SPIEGEL, 29. April 1964

Für mich als Werbe-Futzi ist gedruckte Werbung eine tolle Sache. Womit man vor einem halben Jahrhundert die Menschen begeistern konnte, kann man heute niemanden mehr hinter’m Ofen hervorlocken.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Zigaretten
Die Welt wählt WINSTON weil sie so gut schmeckt. 10 Pfennig pro Zigarette

Kennt jemand noch dieses Ding? Ich glaube in den 70-er Jahren stand das unter jedem Telefon:

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für die Hansa Phonette
Hansa-Phonette – das Telefon-Register
DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Rechenmaschinen
Rechnen mit Komfort
DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Tomatensaft
V-8 Saft gibt es heute noch – allerdings nur im englischsprachigen Ausland

V-8

Lebensversicherungen:

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Lebensversicherungen

Eine denkbar unmoderne Werbung hat 3M, der Hersteller von PostIt-Notes und Scotch Brite abgeliefert.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für 3M

Das Neueste auf dem Tonträgermarkt. Was haben wir damals nicht alles auf Tonbänder aufgenommen? Man konnte damit prima aus dem Radio mitschneiden, langsam vor- und zurückdrehen um auch die kleinste hundertstel Sekunde Zwischengequatsche herauszuschneiden. Und ganz ehrlich: Wer hätte gedacht, daß die ganze Band-Aufnehmerei so schnell komplett verschwunden sein wird?

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Tonbänder
DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Tabak
Und wieder eine Tabakmarke, die es heute nicht mehr gibt, die es damals den Heeren aber offensichtlich zu einem angenehmen Dreier verhalf.

Könnt ihr euch noch an Sprengel-Schokolade erinnern? Ich glaube, die habe ich als Kind von allen Sorten am meisten gemocht. Heute wird sie in Billigproduktion von Stollwerck’s Billig-Ableger Chocolat Alprose für Aldi Nord hergestellt.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Pralinen

Das Neueste aus der Autowelt

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Citroen

Tabakwerbung mit Kindern – heute eher undenkbar.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Tabak

Schon sind wir die Schuppen los. Dank einer Zigarette? Oder, weil sie nicht mehr herabrieseln können, wenn ich mir ein Handtuch um den Kopf binde? Ein klarer Fall von verfehlter Werbung.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Shampoon
Da hat sich Schwarzkopf nicht mit Ruhm bekleckert

Noch mehr Schwarzkopf: fit Frisiercreme. Dieselben Fotos könnte man in umgekehrter Reihenfolge auch heute noch für Haargel benutzen.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Frisiercreme
DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Whisky
Was sagt uns die Marke über die Monarchin?

Und schon wieder Zigaretten:

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Zigaretten
Bremen aus der Martin Brinkmann AG – später zu Rothmans, dann zu BAT gehörend

Und noch eine

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Zigaretten
Gibt es die noch? Von früher kenne ich sie noch.

Er weiß, warum er Pfeife raucht.

Er weiß, warum er Lincoln raucht.

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Tabak
Wissen wir es auch?

Und auf der Rückseite der Zeitschrift schließlich, wer hätte das gedacht, Zigarettenwerbung:

DER SPIEGEL, 29. April 1964 - Werbung für Zigaretten
Möchte der Name Waldorf-Astoria heute noch mit Zigaretten in Verbindung gebracht werden? Auch hier 20 Zigaretten – DM 2,-

Kann sich noch jemand erinnern, wie die Tabakindustrie geklagt hat, daß es aufgrund des Werbeverbots bergab mit ihnen gehen wird? Man sollte jedoch nicht vergessen, daß der größte Verdiener am Tabakkonsum noch immer der Staat ist. Nach der Mineralölsteuer (die nun dem modernen Neusprech angepasst, Energiesteuer genannt wird) ist sie die einträglichste Steuer Deutschlands. Von einer 5 Euro teuren Schachtel Zigaretten gehen 3,75 Euro an den Staat, also 75%. Über andere kuriose Steuern, über die der Staat den Bürgern ihr Geld aus der Tasche zieht, habe ich euch hier schon berichtet.

Und Wikipedia hat noch eine kluge Information: 1906 wurde eine Milliarde Zigaretten in Deutschland versteuert, 2006, also 100 Jahre später waren es zehnmal so viele. Ich finde die Zahl überraschend niedrig im Vergleich zu damals, wenn ich davon ausgehe, daß seinerzeit der Anteil an Zigaretten relativ klein war. Es wurde Pfeife und Zigarre geraucht oder Tabak geschnupft. Zigaretten waren die Ausnahme bei Damen und Dandys. Heute sind Pfeifenraucher, Zigarrenliebhaber und Tabakschnupfer doch eher die Zaungäste in der Welt des kalten Rauches.

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