Zum Abschluß der kleinen Spiele-Buch-Reihe habe ich heute zwei Bücher, die im Abstand von 50 Jahren erschienen sind.
Das grosse illustrierte Spielbuch von 1920 ist wirklich groß. Knappe 700 Seiten entführen uns in die Welt der Spiele der 1920er Jahre.
Demgegenüber hat Robert Lembke – den die Älteren noch aus der heiteren Berufe-Raten-Sendung „Was bin ich?“ kennen – es gerade mal noch auf die Hälfte der Seiten geschafft.
Aber schauen wir zuerst in das Buch von 1920. Schöne Zeichnungen und unendlich viele Spiele.
Die Gliederung kommt den Büchern aus Teil 1 und 2 sehr nahe.
Eins der Spiele zum Platzwechseln, das ich selbst bereits mehrfach bei Feiern ausprobiert habe, trug früher den Namen “ Die Reise nach Jerusalem“ und wurde in diesem Buch in „Die Reise nach Ostafrika“ umbenannt. Während heute die Reise nach Jerusalem mit dem Stuhltanz gleichgesetzt wird, bringe ich euch hier den Anfang der Spielregel: <<Das Spiel hieß früher allgemein „Die Reise nach Jerusalem“; da wir Deutschen aber heute wohl noch öfter nach Ostafrika, wo wir Kolonien haben, reisen werden als nach dem staubigen Jerusalem der Türken, so haben wir dem alten Spiel diese neuen Namen gegeben. Es kann aber auch ebensogut „Reise nach Kamerun“ oder als „Reise nach Kiautschau“ gespielt werden.>> So so. Das Spiel selbst funktioniert folgendermaßen: Ein Spielleiter bereitet eine kleine Geschichte vor, die seine Reise nach Wohin-auch-immer beschreibt. Jeder Mitspieler bekommt einen Zettel, auf dem ein einzelnes Wort steht (Koffer, Zwiebel, Hängematte, Hafen, Zwieback, Seekrankheit usw.). Diese Worte werden, möglichst mehrfach in die Geschichte eingebaut. Jedesmal, wenn das entsprechende Wort vorkommt, muß die Person aufstehen und sich kurz zu den anderen verbeugen, dann wieder hinsetzen. Wird hingegen ein Adelstitel oder der Name eines Monarchen genannt, steht die gesamte Gesellschaft auf, macht einen Diener, die Damen einen Knicks und setzt sich wieder hin. Als drittes gibt es das Reiseziel. In meinem Fall war das „Jerusalem“ (was derzeit meines wissens nicht mehr von den Türken mit Staub befüllt wird). Jedesmal, wenn der Name des Reiseziels genannt wird, stehen alle auf und schauen in die Ferne, ob die Stadt schon in Sicht ist. Das schwierigste war die Vorbereitung der Geschichte. Allerdings, da wir im Spiel mit der MS Queen Mary unterwegs waren, die auch regelmäßig erwähnt wurde und auch die anderen Worte gut verteilt waren, hat es allen viel Spaß gemacht.
Verschwunden ist übrigens die Tanz-Rubrik, die 1912 kurz aufgetaucht war.
Und nun zu Robert Lembke:
Er macht den großen Rundumschlag, bringt Abzählreime für Kleinstkinder (Hoppe, hoppe Reiter; Ich und Du, Müllers Kuh), für größere Kinder „Taler, Taler, du mußt wandern“ bis er schließlich über Käsekästchen und Einsargen (heute eher als Hangman oder Galgenmännchen bekannt) zu den Brettspielen kommt. Hier werden die Standardspiele (Schach, Dame, Mühle, Wolf und Schafe) erklärt, aber auch Mah-Jongg und Poch.
Alles in allem aber nur sehr kurz und nicht sehr liebevoll erklärt. Patiencen wurden seinerzeit von Omis gern gespielt – da habe ich auch noch irgendwo ein Büchlein. Traurigerweise sind Gesellschaftsspiele in unseren Tagen nicht mehr gesellschaftsfähig. Daher bleiben uns nur die bunten Brettspiele wie Öl für uns alle, Monopoly, Zug um Zug oder Carcassonne.