Dieses Fotoalbum ist alt, sehr alt. Ich habe es im Schrank meiner Tante gefunden. Auf den ersten Blick sieht es sehr hochwertig gearbeitet aus, leider trügt der Schein. Alle Verzierungen sind nur einfach gehalten.
Schaut den Babies mal in die Augen!
Das Fotoalbum besteht aus zahlreichen dicken Pappseiten, auf denen Passpartouts für jeweils vier Fotos aufgebracht sind. Die Fotos waren früher wie heute von unterschiedlichen Formaten. Hier hatte ich euch bereits vorgestellt, wie um die Jahrhundertwende Fotos entwickelt wurden.
Im Unterschied zu heute wurden fertig entwickelte Fotografien auf Pappträger aufgeklebt. Die allerdings etwas länger waren als die Höhe der Fotos. Deshalb schauen die unteren Ränder hier aus dem Einschub heraus.
Besonders hübsch gestaltet waren die Rückseiten der Fotografieren. Hier hat der Fotograf für sein Atelier geworben
Wie ich euch früher schon erklärt hatte, musste damals – bedingt durch eine lange Belichtungszeit des Films – die ganze Zeit bewegungslos verbracht werden. Da war keine Zeit zum lächeln.
Wer sich wirklich Mühe gegeben hat und ganz lange aushalten konnte, der war sogar in der Lage, ein Lächeln vorzutäuschen. Der Jüngling oben links hat es schon gut drauf.
Ist euch bei den Augen der Babies oben etwas aufgefallen? Der Fotograf hat mit schwarzer Farbe die Pupillen nachgezeichnet und damit einen direkten Blick geschaffen. Die Idee ist nicht schlecht, wenn ihr aber zwei Seiten höher auf die Dame unten rechts schaut, konnte es auch schiefgehen.
Die folgende Seite zeigt ein hübsches Mädchen bei seiner Kommunion, ihre Mutter und darunter die Haushälterin. Das zumindest könnte man vermuten.
Was ich euch erst jetzt verrate – die dargestellte Familie ist nicht meine. Vielmehr ist es die Familie der verstorbenen Wirtin des Studentenzimmers meiner Tante. Die kennt ihr schon aus diesem Artikel über die Tagebücher ihres Freundes.
Hier noch weitere Bilder:
Frühes Eheglück
Unser Junge
Dieses Bild lässt mich das Album auf eine Zeit um 1914 datieren. Der fesche Soldat in der Uniform, mit der wir Deutschen jubelnd in den 1. Weltkrieg gezogen sind, steht, wenn ich das richtig sehe, vor einer Motivwand, die an der Teppichkante beginnt.
Wie diese runden Fotos gemacht wurden, habe ich euch hier erklärt: Masken
Ich finde dieses Fotoalbum sehr interessant um die damalige Mode zu studieren. Die Physiognomie der Familie ist eher unbefriedigend
Vater und … ?
Max (ist das unser Junge von oben?) Das Mädchenportrait ist übrigens untertitelt mit „Manon“ und scheint eine gekaufte Postkarte zu sein.
Diese Personen werden nicht mehr lange in unseren Erinnerungen bleiben. Sie verblassen bereits.
ein hübsches Paar
Familienreste, nicht mehr Familienfeste
Und wie immer gilt: egal wie alt oder jung, wie schön oder häßlich – ausnahmslos alle Personen auf diesen Fotos sind lange tot.
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