In Zeiten, in denen die meisten angefertigten Fotografien Teil einer nutz-, inhalts- und wertlosen Massenware geworden sind, wollte ich euch anhand eines einzelnen Fotos meiner Oma aus dem Jahr 1915 zeigen, wie sorgfältig damals auf das Äußere, hübsche Kleidung, ordentliches Haar nebst Schleife, und das Ambiente in Form des Lieblingskuscheltieres auf einem Stuhl geachtet wurde. Wie schon früher erwähnt (siehe hier), war die Auslösezeit länger, so daß man sich nicht bewegen durfte, während das Objektiv geöffnet war. Daher auch fast immer so ernste Gesichter.
Heute fotografiert man lieber sein Essen bzw. fertigt Schnappschüsse an, also spontane Fotos ohne Arrangement und ohne künstlerischen Wert. Meine Theorie ist, daß man von Verwandten von früher nur wenige Fotos vorweisen kann, weil es so wenige gab, von uns später allerdings auch nicht mehr Fotos zeigen kann, weil sie sich in der Masse an Müllfotos nicht mehr wiederfinden lassen.
„Müllfotos“ – na, ich weiß nicht…
Neulich hab ich auf dem Dachboden einen ganzen Stapel „Zufallsfotos“ von meinem Vater gefunden, alle etwa aus de 70er und 80er Jahren:
Paps mit seinem neuen-uralten Auto (und einem wahnsinnigen Taliban-Bart), Paps in Küchenschürze grinsend auf unserem Hinterhof, Paps beim Frühstück, im Schwimmbad, im Piratenkostüm, beim Sockenanziehen, im Urlaub, als er sich im Museum auf eine ausgestellte Seemine stützt … … …
Ich bin froh, dass ich diese Fotos gefunden hab: das ist mein Paps, wie er tatsächlich ist – ohne künstlichen Posen, ganz und gar natürlich. Solche Fotos sagen ja doch irgendwie am meisten aus!
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Deine Fotos stammen ja noch aus der Zeit vor der Fotoflutung, als man noch mit den 36 Bildern pro Film haushalten musste.
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