Vor langer Zeit habe ich von meiner damaligen Lebensverschönerin zum Geburtstag dieses hübsche Teil geschenkt bekommen. Eine Zeiss Ikonta. Versteht mich nicht falsch: mit „vor langer Zeit“ ist nicht gemeint, daß sie mir eine gerade frisch hergestellte, nagelneue Ikonta geschenkt hat. So alt bin ich dann doch noch nicht.
Was versteckt sich in diesem kompakten Gehäuse? Der in den Jahren 1930 bis 1939 zahlenmäßig meistverkaufte Fotoapparat Deutschlands. Beim Öffnen entfaltet sich der Balg und verleiht der Kamera das bekannte Aussehen. Zusätzlich muß noch das Auslöser-Kabel angeschraubt und der Sucher ausgeklappt werden. Das habe ich auf dem Foto hier leider vergessen. Der Sucher ist der kleine rechteckige Rahmen an der rechten Seite.
Apropos „rechte Seite“: die Firma Carl Zeiss hat neben der hier gezeigten Zeiss Ikon Ikonta noch andere Fotoapparate hergestellt. Wikipedia berichtet unter anderem: „Bereits 1933 richtete sich der Konzern auf die neuen Machthaber ein und brachte die Baldur heraus, eine nach dem NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach benannte Boxkamera in den Versionen für Aufnahmeformat 4,5 × 6 cm und 6 × 9 cm. 1934 folgte mit der Super Nettel eine 135er-Klappkamera mit Schlitzverschluss „ideal für Wehrtechnik und Sport“.“
Ob die Fotos statt in schwarz-weiß dann in braun-weiß gemacht wurden?
Interessantes Detail – ebenfalls aus Wikipedia: Die Dresdner Zeiss Ikon-Werke waren während des Zweiten Weltkriegs mit rund 6000 Mitarbeitern größter Rüstungsbetrieb der Stadt. Bei Zeiss-Ikon gab es eine 400 Mitarbeiter starke jüdische Abteilung. Die Werkleitung setzte sich zusammen mit der Wehrmacht Mitte Januar 1942 erfolgreich gegen die Deportation betriebsangehöriger Juden in das KZ Auschwitz-Birkenau zur Wehr. Die Werkleitung drohte damit, das Werk in diesem Fall zu schließen. (wie ich finde, eine mutige Einstellung)
Im Dresdner Goehle-Werk auf der Riesaer Straße 32 und im Werk Reick der Zeiss-Ikon-AG wurden im Oktober 1944 Außenlager des KZ Flossenbürg eingerichtet. Dazu gibt es hier ein hörenswertes Tondokument. Im KZ Flossenbürg war ich im Juli 2014. Heute sieht es dort so aus: hier klicken
Der Fotoapparat funktioniert übrigens perfekt, wie eh und je. Die Rollfilme gibt es noch zu kaufen – für Farb- oder Schwarzweiß-Aufnahmen. Die Qualität der Filme ist heute viel höher als damals, de Preise allerdings auch. Einzige Schwierigkeit: Rollfilme werden nur noch von wenigen Anbietern entwickelt.
Abschließend noch der Hinweis: Nachdem ich diese Kamera geschenkt bekommen habe, war die Verschenkende sehr überrascht, als ich zielstrebig zu einem Schubfach ging und diverses Zubehör für diese Kamera zum Vorschein brachte. Darüber berichte ich euch hier.
„Lebensverschönerin“ – das gefällt mir 🙂
LikeLike
Ja, das war sie einmal. Inzwischen ist mir sogar schon ihre Nachfolgerin abhanden gekommen.
LikeLike
Aber immerhin haben sie ja beide offenbar zumindest zeitweise das Leben verschönert – das ist doch schonmal was! Oder sind beide durch das Abhandenkommen zu „Lebensvertrüberinnen“ geworden?
LikeLike
Sie? Du!
Nein. man versteht sich nach einer kleinen Tiefphase wieder gut und erfreut sich am gedeihenden Kinde.
LikeLike
Es handelte sich selbstverständlich um ein Plural-Sie!
Wenn es sogar ein gedeihendes Kind gibt, dann ist die Eigentlichnurlebensabschnittsverschönerin ja sogar zu einer Dauerhaftbleibendlebensverschönerin geworden – auch wenn sie jetzt nicht mehr aktiv lebensverschönt, aber doch sicher mittelbar über das gedeihende Kind 🙂
LikeLike
ja.
LikeLike
Na, also bitte.
LikeLike
LikeLike