Heute ist der 1. Dezember. Sicher seit ihr alle heute morgen aus dem Bett gesprungen und habt das erste Türchen eures Adventskalenders geöffnet.
Die Adventszeit, der Teil des Jahres in dem wir uns auf die Familie und (oder) alle die schönen Dinge des Lebens kümmern wollen und der mit Ruhe und Frieden assoziiert wird, ist in Wahrheit in den letzten Jahren immer mehr im Sog des Kommerz untergegangen. Vielleicht war es auch schon immer so und ich habe es als Kind nicht bemerkt, weil ich mich weniger um die Beschaffung der Geschenke kümmern musste.
Ein großer Dank für diese Entwicklung geht natürlich zuerst an unsere überseeischen Freunde Verbündeten, die ihre geldgeile Lebensweise nur zu gern auf die ganze Welt übertragen möchten. War noch vor einigen Jahren der Valentinstag und Halloween in Deutschland ein Tag, der nur von uuhesaahophilen Randgruppen wie ein Feiertag begangen wurde, gehört es inzwischen schon zum guten Ton, der besseren Hälfte am 14. Februar gezwungenermaßen ein Geschenkchen kaufen zu müssen und die Kinder am Allerheiligen-Vorabend (All Hallows’ Eve) zur Jagd auf kakaohaltige Fettglasur um die Häuser zu schicken.
Ganz neu – und auch dafür danken wir den Vereinsstaatlern, speziell Apple – ist der Black Friday. Seit 2006 wird versucht, ihn auch in Deutschland zu popularisieren. Zu verstehen, daß ein „schwarzer Freitag“ in unseren Breiten eine gänzlich andere Bedeutung hat, als am anderen Ufer des Atlantik, kann man von den Kommerzjüngern nicht erwarten. Dort fiel dank der Zeitverschiebung der Börsencrash 1929 auf einen Donnerstag, während bei uns bereits Freitag war. Daher heißt dieser Tag dort „Black Thursday“.
Schauen wir mal, wie sich das alles noch entwickelt. In einigen Jahren wird wahrscheinlich pünktlich zur Bescherung an Heiligabend (wenn wir ihn bis dahin nicht auch schon globalkonform auf den 25. Dezember verschieben mussten) eine lustige Amazon-Drohne mit rot-weißer Mütze ans Fenster klopfen und die Geschenke abliefern.
Die Faulen unter euch können sich aber schon in diesem Jahr das aufwändige Verpacken der Geschenke sparen und alles in Geschenketüten stopfen, ein Namensschildchen dranbinden und unter der Tanne die Tüten von Hand zu Hand wandern lassen.
Faule gab es schon immer. In der DDR konnte man sie nur noch nicht so gut sehen, weil ihre Geschenketüten im Schein der vier Adventskranz-Kerzen nicht so schön geglitzert haben, wie die quietschbunten Nachfolger der Neuzeit. Damals hat die Geschenketüte (wahrscheinlich hieß sie seinerzeit noch Geschenkebeutel) deutlich gezeigt, wie kreativitätslos Tütenschenker sind. Sie hat aber auch nur -,24 Mark gekostet. Dafür gibt es heute nicht mal eine Namensschild.
VEB Verpackungsmittel Dresden
Und nun sag noch mal jemand, man kann zu einer langweiligen Papiertüte keinen schönen Artikel schreiben.
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