Unter der Nazi-Regierung gab es eine Forschungs- und Lehrgemeinschaft, die sich mit der Erforschung der Wurzeln der Deutschen befasste. Die Rede ist von der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V., der Forschungseinrichtung der SS, 1935 von Heinrich Himmler und einigen seiner Getreuen gegründet.
Auf den ersten Blick erscheint das Ziel der Einrichtung löblich: Erforschung der Wurzeln der germanischen Rasse. Allerdings diente sie in ihrer Gesamtheit dem Zweck, die NS-Rassenideologie des Arischen Herrenmenschen wissenschaftlich zu untermauern und daraus abgeleitete Verbrechen wie ethnische und kulturelle Verfolgung pseudowissenschaftlich zu legitimieren. (Wikipedia) Zu allem Überfluss wurden zur Beweis- und Präparatsammlung Menschenversuche durchgeführt und Menschen unterschiedlichster Rassen getötet um die Skelette der Skelettsammlung der Reichsuniversität Straßburg zuzuführen.
Die Verantwortlichen wurden in einem der Nürnberger Prozesse, dem Nürnberger Ärzteprozess zur Rechenschaft gezogen.
Eine der Publikationen der Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ – eine etwas weniger verfängliche – möchte ich euch heute vorstellen. Mein Buch behandelt die Aufzeichnungen des römischen Politikers und Schriftstellers Tacitus (*58 – † um 120 n.Chr.) zu den Bräuchen und der Geschichte der Germanen.
In seiner Germania wird erstmals ein umfassendes Bild des Siedlungsgebietes der Germanen geliefert. Darin wird deutlich, daß sich das Volk der Germanen aus einer großen Gruppe unterschiedlicher Stämme zusammensetzte. Am bekanntesten sind hier sicher die Vandalen, Gotonen (Goten), Angeln (die den Engländern/Angelsachsen zu ihrem Namen verholfen haben), Rugier (Namensgeber für die Insel Rügen), Warnen (Warnemünde), Friesen, Cherusker und nicht zuletzt die berühmten Langobarden und Markomannen.
Wie zur Zeit der Veröffentlichung dieses Buches üblich, war auch diesem Werk ein Geleitwort des Ahnenerbe-Vorsitzenden, Reichsführer-SS Heinrich Himmler vorangestellt. „Ein Volk lebt so lange glücklich in Gegenwart und Zukunft, als es sich seiner Vergangenheit und der Größe seiner Ahnen bewusst ist.“ (Noch heute ist ja so manch greiser Volksgenosse von der Größe seiner Ahnen überzeugt und gibt die glorreichen Vergangenheitsgeschichten an den leichtgläubigen Tross weiter.)
Eine kurze Erläuterung, wo sich die Handschrift derzeit befindet und wie es dem Autor ermöglicht wurde, Einblick zu bekommen.
Wer die wahre Geschichte zum „bereitwilligen Einblick in die Handschrift“ erfahren möchte, der liest hier – vorzugsweise ab der Mitte des zweiten Abschnitts.
Hier gibt es einen Abriss des Inhalts (der erste Abschnitt genügt für einen Überblick):
Eine Beschreibung der Schwierigkeiten, die Inkunabeln zu datieren. Da man nur über Abschriften von Abschriften verfügt (wer das Buch oder den Film „Der Name der Rose“ kennt, weiß wie das damals vonstatten ging) können Datierungen in der Regel nur über die Handschrift der Kopisten erfolgen.
Das Werk enthält eine sehr umfangreiche Arbeit zum Vergleich (Kollation) der Handschriften. Wer sich mit der Erforschung dieser Handschrift beschäftigt findet hier ein abschließendes Ergebnis. Wenigstens dies war ein positiver Effekt des „Ahnenerbe“.
Und zur Germania:
Wer noch mehr lernen möchte: Es gibt in den Handschriften zwei Palimpsest-Seiten. Da Pergament, also Tierhaut, zu allen Zeiten ein kostbarer Rohstoff war, wurden alte Pergamentseiten oft durch Abschaben der Schrift gereinigt und für die erneute Verwendung nutzbar gemacht. Auf diese Weise sind unschätzbare Handschriften im Laufe der Zeit wiederbringlich verloren gegangen. Wiederbringlich? Müsste es nicht unwiederbringlich heißen? Nein! Dank der Fluoreszenzfotografie ist es heute möglich, die ehemaligen Schriften, deren Tinte mit dem Pergament eine chemische Reaktion eingegangen ist, auch nach dem Abschaben wieder sichtbar zu machen.
Wie geht man beim Handschriften-Vergleich vor?
Und schließlich die etwas mager ausgefallene Beute (siehe den Absatz nach dem Vorwort-Bild oben) – die Photokopie
Eine Beschreibung für den, der noch nicht genug Details hatte:
Die Titelseite:
Eine recht gut lesbare, saubere Handschrift
Die restlichen 75 Seiten plus der oben erwähnten abgeschabten Seiten erspare ich euch.
Wer sich mit der Geschichte des damaligen germanischen Volkshelden Arminius beschäftigen möchte, der liest hier den Artikel über den Mann, der als Kind eines Cherusker-Stammesfürsten – in damals üblicher Behandlung der Fürstensöhne – als Geisel von den Römern nach Rom gebracht wurde um sich die Loyalität der Stämme zu sichern. Dort durchlief er eine umfassende Ausbildung und wurde nach erfolgreicher Teilnahme an Feldzügen wie dem Pannonienkrieg zum Ritter, dem höchsten Rang eines Nicht-Römers im Römischen Reich und erwarb sich schließlich das römische Bürgerrecht.
Nachdem er bei seinen Feldzügen gegen Germanien mehr und mehr mit der unmenschlichen Behandlung seines Volkes durch die Römer konfrontiert wurde, führte er seine Stammesbrüder im Jahr 9 n.Chr. in die Schlacht gegen den Statthalter Publius Quinctilius Varus. Die Varus-Schlacht ist in unseren Breiten bekannter unter dem Namen Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius hörte wahrscheinlich in seiner Heimat auf die germanische Version seines Namens – Hermann. Und genauso heißt auch das ihm zu Ehren aufgestellte Denkmal in der Nähe von Detmold. 1875 wurde der 26,57 Meter hohe Hermann, eine Eisenrohrkonstruktion mit einer Verkleidung aus Kupferplatten auf den knapp 27 Meter hohen Sockel gehievt.

Er hat übrigens dieselbe Konstruktionsweise wie die Freiheitsstatue und war bis zu deren Aufstellung 11 Jahre später die höchste Statue der westlichen Welt.
Und auch wenn das Hermanndenkmal sich gegen Frankreich wendet, entsprechende Sprüche nach dem Deutsch-Französischen Krieg eingeschrieben wurden, kann man doch ein ganz klein wenig stolz sein, wie die Germanen dem Römischen Reich wenigstens einmal gezeigt haben, wo die Grenze verläuft.