Ich weiß doch, was mein Publikum mag. Ungewöhnliches! Sollt ihr bekommen. Heute mit einem Buch aus dem Jahr 1892. Den Titel habt ihr schon oben gelesen „Die Vorbeugung der Empfängniss aus Ehenoth“.
Empfängniss mit Doppel-s, Noth mit th; das deutet uns – wie schon früher erklärt – darauf hin, daß das Buch vor der II. Orthographischen Konferenz im Jahre 1901 gedruckt wurde.
Und was hat uns das Buch mitzuteilen? Werfen wir einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis und können uns gleich wundern. Das Buch ist noch im Rohzustand. Ich habe einige dieser broschierten Ausgaben. Nur die Bögen sind geheftet, aber nicht alle Seiten wurden aufgeschnitten. Stattdessen sind sie, wie ihr hier sehen könnt doppelt gefaltet. Die linke Hälfte habe ich aufgeschnitten. Man will ja was lesen.
Ich vermute, das war eine preisgünstige Variante des fertigen Buches. Sozusagen ein Buch zum Fertigbasteln – ähnlich wie unsere Brötchen zum Aufbacken.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis:
Das Buch beginnt im Allgemeinen Theil mit einem Überblick über die Einschränkung der Kinderzahl bei uncivilisirten Völkern, bei den Hebräern, den Griechen und Römern und in christlichen Ländern, aus volkswirthschaftlichen Motifen (mit f) oder aus socialen Beweggründen.
Der Besondere Theil ist auch der besonders spannende. Wie verhüte ich richtig? Und hier können wir alle etwas lernen: von beiden geübte, nur vom Gatten ausgeführte Vorbeugungsmittel und nur von der Gattin ausgeführte Maßnahmen.
Beginnen wir mit dem sehr schönen Vorwort – lest selbst:
und weiter
abschließend der Vergleich zwischen ungarischen Familien mit 4 bis 5 Kindern und den deutschen mit bis zu 10 oder 12 Kindern.
Das Erste Kapitel:
Da hat sich ja dankenswerterweise einiges geändert. Vielleicht nicht zuletzt durch Bücher wie diese. Und wie es geht, erfahrt ihr nun. (Achtung: An alle Teenager – bitte nicht nachmachen !)
Kapitel I – Nur vom Gatten ausgeführte Vorbeugungsmittel
Die gute alte Ablenkung während des Beiwohnens „dadurch, daß der Ehemann seine Gedanken auf irgendeinen geschäftlichen oder sonstigen zum Nachdenken veranlassenden Gegenstand während der Dauer desselben gerichtet hält.“
f. Abbrechen
g. Überzüge
Ein neuerdings allgemein gebräuchliches Vorbeugungsmittel zur Beschränkung der Kinderzahl (von wann ist denn dieses Buch?) sind alsdann noch die Überzüge, mittelst deren das männliche Zeugungsorgan während des Begattungakts umhüllt wird. In Folge davon wird das Geschlechtsprodukt von dem Eindringen in die Mutterkanal abgehalten, indem es in diese Umhüllungen hinein sich entleert und darin verbleibt.
d. Überraschung
Ein einfaches Verfahren, bei welchem zugleich die zarteren Gefühle der Gemahlin nicht verletzt werden. Es besteht dieses Verfahren lediglich darin, dass die Gattin, ganz unvorbereitet durch Liebkosungen oder eheliche Zärtlichkeit, und unerwartet zur Umarmung vermocht und ihr also wie in plötzlicher Überraschung von Ihrem Ehegemahl die Ehepflicht geleistet wird.
Kapitel II – Von der Gattin allein ausgeführte Maßnahmen
Und für den einfacheren Bedarf, Abschnitt k. die herkömmlichen Vaginalkugeln aus Cacao-Butter und salzsaurem Chinin. „Sie werden in etwa eine halbe Stunde vor dem Beiwohnen eingeführt, in der Weise, daß sie in dessen Grunde vor dem hineinragenden Muttermund eingestellt werden. Durch die Körperwärme, im Vereine mit dem Begattungsvorgange sollen diese Kugeln dann im Mutterkanale aufgelöst und alsdann die entleerten Samenkörperchen durch die Einwirkung des Chinin unschädlich gemacht werden.“
Unter m. erfahren wir mehr über den menschenfreundlichen Flensburger Frauenarzt Dr. Mensinga und das von ihm erfundene und seinen Namen tragende Mensinga’sche Pessar.
Soviel zur Vorbeugung. Was aber kann man „Während der Ehepflichtleistung“ tun?
Aus Siebenbürgen und Frankreich wissen wir von den Frauen, „daß sie bei der Leistung der Ehepflicht den Augenblick abpassen, wo ihr Gatte den Zeugungsstoff zu entleeren im Begriffe steht. In diesem Momente pressen sie durch kräftigen Fingerdruck das gesteifte Zeugungsorgan desselben an der Wurzel seines Gliedschaftes fest zusammen, und sie verhüten dadurch in der That erfolgreich die Entleerung in ihen Mutterkanal hinein.“ oha.
III. Nach dem Beiwohnen – 1. Unmittelbar – p.Beseitigung des Zeugungsstoffs
Nach der Cola-Spülungs-Methode wahrscheinlich der zweitsicherste Weg der Verhütung.
Und sollte es dann doch passiert sein, bleibt nur die Fruchtbeseitigung.
Das war der eigentliche Inhalt des Buches. Hinten angebunden habe ich in diesem Buch allerdings noch einen Verlagskatalog des Verlags von Max Spohr gefunden, den ich euch einfach kommentarlos zeigen möchte.
Es scheint tatsächlich eine hohe Nachfrage nach dieser Art der Litteratur bestanden zu haben.
Hier – lest mal „Wider die Musik!“
Und dann dies: (dazu dieser Ausflug zu Oscar Wilde)
Was für ein Knaller, oder? Und das aus einer Zeit, die uns unsere Großeltern als „damals ging es noch gesittet zu!“ beschrieben haben. Mehr über unsere (Ur-)Großeltern und ihre Liebes-Anbahnungs-Programme konntet ihr schon hier lesen.
Dieser Buchkatalog ist heute eine Rarität und als Zeitdokument der Probleme und Sorgen des Alltags im Eheleben unbezahlbar. Er hätte fast einen eigenen Artikel bekommen, aber weil ihr mir so lieb und theuer seid, habe ich ihn euch doch schon zusammen mit dem dazugehörigen Buch präsentiert.
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