Damals wie heute – Meldebescheinigung, 1916


Manchen Staaten ist es egal, wo ihre Bürger sind, andere wollen es ganz genau wissen. In den USA beispielsweise kann jeder Mensch leben wo immer er möchte. Ein Wohnsitz muss nirgends angegeben werden. Das ist der Grund, wieso euch die Polizei bei einer Geschwindigkeitsübertretung auch sofort anhält und abkassiert. Es könnte nämlich sein, dass eine hinterlegte Adresse überhaupt nicht mehr aktuell ist.

Anders ist es in Deutschland. Der deutsche Staat wollte schon immer gern wissen, wo sich seine Einwohner gerade befinden. Daher wurde am 15. Februar 1857 ein Melderegister angelegt.

Jeder Bürger hat sich bei seinem zuständigen Meldeamt anzumelden, seinen Wohnort sowie alle mit ihm/ihr zusammen wohnenden Familienmitglieder anzugeben. Bei einem Umzug muss eine Abmeldung erfolgen. Vorteile eines solchen Melderegisters sind die einfache Zustellung von Wahlunterlagen, aber auch die Planung bei der Zuteilung von Lebensmitteln in Notsituationen. Dazu hatte ich euch hier schon einen langen Artikel zu Lebensmittelmarken geschrieben.

Heute habe ich euch ein Abmelde-Formular von 1916 herausgesucht.

Meldebescheinigung, 1916, Arnstadt

Arthur Tresselt kennt ihr schon aus einem früheren Beitrag. Er wird 9 Jahre später ein Armutszeugnis beantragen. Zu diesem Artikel gelangt ihr hier.

Abmeldung

In dem Hause Nr. 19 Straße Holzmarkt sind am 1. November d. Js. folgende Personen ausgezogen:

Ruf- und Familienname der Abzumeldenden (Bei Ehefrauen, Witwen und separierten Frauen auch der frühere Familienname) – Ist das nicht schön? Darf ich Ihnen meine separierte Frau vorstellen?

Stand oder Gewerbe – hier konnte man offenbar entweder seinen Beruf oder seinen Adelsstand eintragen.

Weiter hinten musste der zukünftige Wohnort angegeben werden: Baumannstraße 12 I, bei Frau Törpe. Entweder war Frau Törpe die Zukünftige, oder es ging ihm tatsächlich so schlecht, dass er mit 44 Jahren zur Untermiete umziehen musste.

In der Anmerkung wird aufgefordert, alle Formulare innerhalb von 3 Tagen im Meldebureau (ja, so hieß das Büro noch vor der Eindeutschung) abzugeben.

Ihr seht: 1857, 1916, 2019 – es hat sich nichts geändert. Vielleicht ist so ein Melderegister ja auch ganz gut.

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