Manchmal glaubt man, man kennt sich aus. Raketentechnik? Natürlich Wernher von Braun. Und dann schaut man in ein Buch von 1928 und wundert sich:
Links unten seht ihr das Erscheinungsjahr: 1928
Der Autor Otto Willi Gail ist heute weitestgehend vergessen.
Selbst Max Valier kennt so gut wie niemand mehr, obwohl er nicht nur ein praktischer Pionier der Raketentechnik war, und sowohl wissenschaftliche als auch Science-Fiction-Bücher veröffentlichte, in denen er u.a. die Atombombe voraussah, sondern er war auch das erste Todesopfer eines Raketentests. Er starb bei der Explosion seines Raketenautos bei einem Test für Shell.
Valier arbeitete kurzzeitig mit Hermann Oberth zusammen. Dieser ist auch heute noch ein wenig bekannter, jedoch können wir im Vorwort lesen, dass er seiner Zeit zu weit voraus war und darum in den 1920er Jahren keine Anerkennung fand.
Mit 17 Jahren – also bei Erscheinen dieses Buches – wurde von Braun Mitglied im Verein für Raumschiffahrt und kam mit Oberth in Kontakt. Begeistert von der Idee, den Weltraum zu befahren, begann er, seine mäßigen Mathematikfähigkeiten zu verbessern.
Zu dieser Zeit war Willi Otto Gail schon mit Max Valier auf der Übungsstrecke, der den von Fritz von Opel gebauten Valier’schen Raketenwagen fuhr.
Das Inhaltsverzeichnis zeigt uns einen kurzen Abriss der Geschichte der Raketenforschung zu einer Zeit, als die Rakete noch für einen waagerechten Antrieb von Fahrzeugen oder für einen wenige Kilometer hohen Probeschuß verwendet wurde.
Gail schreibt vom Mond als Reiseziel. Wer den Blick nachts in den Himmel richtet, wird leicht dazu verleitet, eine Reise in den Weltraum und eine Reise zum Mond auf eine ähnliche Stufe zu stellen. Das ist sehr leichtsinnig, übersieht man doch, dass die heute üblichen Satelliten und die ISS in einer Höhe von nicht mehr als 200 bis 36.000 km (Satelliten) und 408 km (ISS) ihre Bahnen ziehen. 35.900 km Höhe ist übrigens perfekt, weil sich hier die Anziehungs- und Fliehkraft des Satelliten ausgleichen und die Position nahezu konstant gehalten wird. Die erdnahen Satelliten dienen der Kommunikation und sind, wie z.B. das Starlink-Projekt von Tesla-Musk (Video) in 550 km anzutreffen.
Der Mond hingegen ist mit 384.400 km Entfernung von der Erde über zehn Mal so weit weg, wie der höchste Satellit und 942x weiter weg als die ISS.
Zu damaligen Zeiten – wir erinnern uns, der Erste Weltkrieg war gerade einmal zehn Jahre her, die wilden Zwanziger tobten – hatten nur Leute, die man heute als Nerds bezeichnen würde, ein Interesse am Weltraum.
Interessant ist der folgende Vergleich der bis dato erreichten Höhen in der Luft:
Am höchsten kamen bisher Geschosse wahrend der Fernbeschießung von Paris: 100km.
Sehr amüsant wirken die Ideen für die Fahrzeuge zur Eroberung des Weltraums.
Wie startet man so eine Rakete?
Die Frage aller Fragen:
und weiter
Es folgt die Erklärung, wie eine Feststoffrakete aufgebaut ist. Daran hat sich seit den letzten 100 Jahren kaum etwas verändert. Naja, ein wenig vielleicht schon.
Zwei Raketenpioniere:
Ein Raketen- und ein Stratosphären-Flugzeug:
Im weiteren Verlauf lernen wir, dass viele Probleme, die die bemannte Raumfahrt mit sich bringt, bereits durch die Erforschung des U-Bootes gelöst wurden:
Der erste Opel-Raketenwagen.
In die vertikale Richtung zog es Herrn Goddard – er sollte später der Namensgeber für das Goddard Space Flight Center werden.
Die bemannte Raumfahrt wurde sehr früh geplant:
Lest selbst:
Der Verfasser und eine Skizze einer bemannten Mondlandung.
Allerdings war der Rückflug noch nicht komplett geplant, so dass vorerst eine Landung auf der Erde getestet werden musste. Links sehen wir eine Postrakete, die tatsächlich 1931 zum Einsatz kam:
So stellte man sich einen Start in den Weltraum vor. Hinauf mit vielfacher Schnellzuggeschwindigkeit …
Und so sieht es im Inneren der Rakete aus. Die Mannschaft liegt in ihren Hängematten.
Links die Landung in Neuyork.
Sollte die Rakete auf dieser Bahn sein, hat sie wohl einen recht großen Umweg gemacht.
Und im Jahr 3000 betreiben wir, wenn die Planung stimmt, ein Sonnenkraftwerk im Mondkrater.
Die Temperatur im Weltall. Lt. dieses Buches ist es gar nicht so kalt.
Was ist zu tun um das Raumschiff zu wärmen? Sonnenspiegel fangen die Wärme ein und geben sie durch die Luken an die Passagiere ab. Durch Lichtblitze wird im Morsealphabet zur Erde telegraphiert.
„Bei der Umkreisung des Mondes ist die Erde als tellergroßer Stern zu sehen.“ Ist das so? Ich dachte, vom Mond aus erscheint die Erde ziemlich groß.
Die Zukunftsvisionen beschreiben die Besiedlung des Modes, nachdem dort gefrorenes Wasser gefunden wurde. Der Mensch wird sich eine Zwischenstation zwischen Erde und Mond bauen und von diesem Umsteigebahnhof die weitere Reise zum Mond oder Mars antreten. Ebenso denkt man über hektargroße Spiegel nach, die das Sonnenlicht einfangen und als Energiequelle zur Erde senden. So können Polargebiete abgeschmolzen und zu fruchtbaren Gegenden umgewandelt werden. Aber auch feindliche Munitionsfabriken können aufgeheizt und zur Explosion gebracht werden.
All diese Dinge haben wir inzwischen erfolgreich verwirklicht. Wir haben eine Raumstation, wir können mit Lichtstrahlen Dinge erhitzen und Nachrichten übertragen, wir schmelzen die Polarregionen und wir waren auf dem Mond. (vermutlich)
Hat es die Menschheit am Ende des Tages weiter gebracht?
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