Wisst ihr, was ein Kraftfahrwanderer ist? Ich wusste es nicht, bis mir dieser Plan in die Finger fiel:
EIne Landkarte aus den frühen 1930er Jahren vom Großraum Berlin. Beachtet den kleinen Hinweis am unteren Rand der Karte auf dem Deckblatt: „Die Einzelpläne sind nur in den Gebieten erhältlich, die sie darstellen.“ Wieso das so war? Ich weiß es nicht.
Aufgeklappt sieht die Innenseite so aus. Schon damals führten alle Wege nach Berlin. Damals war allerdings das Umland viel größer.
Eine vergrößerte Darstellung zeigt uns, dass einige Dörfer und Randgebiete seither eingemeindet wurden. Schauen wir oben links nach Tegel, liegen links davon im Uhrzeigersinn Konradshöhe, Heiligensee, Frohnau (eingemeindet), Glienicke (heute Glienicke-Nordbahn, ist noch nicht geschluckt worden), Lübars, Blankenfelde (eingemeindet), Schildows letze Straße endet heute direkt an der Berliner Stadtgrenze, wird aber vielleicht auch bald annektiert. Rechtsrum weiter gehören Blankenfelde, Buchholz, Blankenburg, Malchow, Wartenberg, Falkenberg und Marzahn dazu. Die Stadtgrenze verläuft bei Ahrensfelde und Eiche. Geht man nach Südosten, gehören inzwischen Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Bohnsdorf zu Berlin.
Im Süden kann man sich die heutige Stadtgrenze bei Schönefeld (bekannt durch den BER-Flughafen), Großziethen, Lichtenrade (gehört zu Berlin), Marienfelde (Berlin), Lichterfelde-Ost (Berlin), Teltow (nicht Berlin). Klein-Machnow (auch nicht) denken. Links gehören Gatow, früher Ost-Staaken zu West-Berlin, West-Staaken zur DDR, jetzt Ganz-Staaken zu Berlin. Spandau sowieso, obwohl das keiner der beiden Seiten gefällt. Und damit sind wir rum.
Was uns auf der Reise aufgefallen sein könnte, ist am linken Rand von Charlottenburg das Reichssportfeld. Das heißt heute Olympiapark (und hieß seit 1936 Olympiagelände). Es sollte schon früher Olympiagelände werden, aber unsere aktive Teilnahme an der Geschichtsschreibung ließ die Olympischen Spiele 1916 bekanntlich ausfallen und das Sportgelände wurde zum Reichssportfeld. Hier erklärte Herr H. aus B. am I. ja fälschlicherweise die Olympischen Spiele 1936 „als eröffnet“, anstatt „für eröffnet“. (Video) Das lag vielleicht daran, dass die Wortgruppe „Olympische Spiele“ keine rollenden Rs enthielt.
Interessant ist die Legende. Die Straßen wurden in Reichsstraßen, Landstraßen 1. Ordnung und Landstraßen 2. Ordnung unterteilt. Ich erinnere mich noch an meine Omi (ihr kennt sie), die es so gelernt hat und auch in den 1980er Jahren von Straßen 1. Ordnung sprach. Heute sind das z.B. Bundesstraßen.
Die eingezeichneten Reichsautobahnen (fertige Strecke und im Bau) gibt es so noch heute. (allerdings müssten heute alle Strichellinien ungefüllt sein, da ja gefühlt alles im Bau ist). Das Netz der Landtankstellen dürfte inzwischen etwas gewachsen sein. Hier sind allerdings nur die STANDARD-Tankstellen, heute ESSO, verzeichnet.
Drehen wir die Karte um, sehen wir den Auslöser für meine Überschriften-Wahl. Lest euch einfach mal den ersten Absatz durch und ihr wisst, für wen die Vorschläge (damals gab es das Wort Tips oder Tipps noch nicht) gedacht waren.
Ich habe mir die Wanderrouten angeschaut und muss sagen: klingt interessant. Ich werde die eine oder andere Fahrt mal ausprobieren.
Wer auch Lust verspürt, kann ja im Kommentarfeld seine Eindrücke schildern.
Wieso das Motoröl ESSOLUB und nicht wie in den U.S.A. ESSOLUBE hieß, weiß ich. Der Grund liegt in der geringen Menge Englischsprecher in Deutschland. Damit ESSOLUBE nicht Esso-Luh-Bäh wurde, hat man das E gestrichen. Genauso ging man auch mit anderen eingedeutschten Markennamen und Bezeichnungen vor: SUNLIGHT-Seife wurde zu SUNLICHT, Leibnitz Cakes wurden zu Keks.
Die Firma ESSO war in Deutschland übrigens schon weit vor dem Auftauchen der Amerikaner als Alliierte Besatzungsmacht bekannt, nämlich seit 1890. Wer sich dafür interessiert, schaut mal bei Wikipedia vorbei.
Ach ja, die Tankstelle, von der diese Karte stammt, befand sich in Berlin an der Kreuzung Westfälische/Eisenzahnstraße. Von ihr fehlt heute jede Spur.
Danke das war interessant. Ich kenne ja die Orte gut, weil ich auch seit fünfzig Jahren Berlinerin bin, aber so eine historische Sicht ist schon spannend.
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