Die Plastiktüte – in der BRD hieß sie früher auch noch Studentenkühlschrank – gab es in den 1980er Jahren auch in der DDR. Nur, daß sie dort nicht Plastiktüte hieß, sondern Plastebeutel.
Daß es sie nicht in viel größerem Umfang gab, verwundert. Schließlich wurde in der DDR alles, wirklich alles, was irgendwie ging, aus Plaste hergestellt. (Eine Erinnerung aus meiner Kindheit habe ich noch, als der Fleischklopfer meiner Oma, ein uriges Holzteil mit Stahlklopfer kaputt ging. Sie beschloß, einen neuen zu kaufen. Es gab allerdings nur einen aus Plaste, der bereits beim allerersten Schlag durchbrach. NULL mal verwendbar – ein beachtlicher Erfolg!)
Hier habe ich ein paar Beispiele für DDR-Plastebeutel.
Den Anfang macht eine Tüte für das Neue Deutschland. Da diese Zeitung in unserer Familie nie gelesen wurde, kann ich mir nur denken, daß es als Tüte beim Einkauf eines anderen Druckerzeugnisses am Kiosk diente oder, was mir wahrscheinlicher vorkommt: auf einer Messe oder Ausstellung gab es die Tüten mit irgendeinem anderen Inhalt. (vielleicht ein Bastelbogen für Kinder)
Der nächste Beutel stammt aus dem exquisit-Geschäft – einem Modegeschäft mit gehobenerem Angebot. In jeder Stadt der DDR gab es diese Geschäfte ab 1962. Mit Freude habe ich gelesen, daß auch Wikipedia den Begriff Uwubu kennt. Aufgrund des hohen Preises nannte man die Läden im Volksmund „UlbrichtsWucherbuden“.
Diese Tüte aus Knisterplastik stammt aus dem Warenhaus am Hauptbahnhof. Touristen und Neu-Berliner werden sich wundern, weil am Hauptbahnhof gar kein Warenhaus steht. Euch sei gesagt: nicht das Kaufhaus ist verschwunden, sondern der Hauptbahnhof ist umgezogen. Der Bahnhof um den es hier ging, ist wahrscheinlich der Bahnhof mit den meisten Namensänderungen Deutschlands. Im Moment heißt er übrigens wieder Berlin-Ostbahnhof (lesenswert!).
Der letzte Beutel – auch für die DDR einer der letzten Beutel stammt vom Pfingsttreffen der FDJ 1989. Dazu gab es vom SPIEGEL diesen Artikel. Das Pfingsttreffen war eine der FDJ-Großveranstaltungen. In diesen Tüten wurden z.B. die Freßpakete verteilt: Obst, Brote, Winkelemente und Propaganda-Material. Ich habe seinerzeit nicht daran teilgenommen, mein Weg zur Arbeit führte jedoch quer durch die Stadt. Da die FDJ-ler aus den Tüten oft nur die begehrte Mandarine und Banane genommen und den Rest achtlos in die Ecke geschmissen haben, hatte ich mir mal ein paar Äpfel herausgenommen und bekam sofort noch weitere Tüten-Inhalte von den Jung-Erwachsenen geschenkt. Damals war mein Erscheinungsbild wohl noch mitleiderregender als heute. Ich hatte lediglich – wie meistens – kein Frühstück mitgenommen und die geschmierten Brote waren gar nicht mal schlecht. Die Parteiwerbung habe ich allerdings auch weggeworfen. Deshalb kann ich euch nicht sagen, was draufstand.
Es gab übrigens auch andere DDR-Artikel in Plastebeutel-Verpackungen. Seht hier:
Wegwerf-Windeln
Watte-Bällchen
ein KIM-Suppenhuhn fand hier seine letzte Ruhestätte
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