…, weil sie stets mit Geräusch verbunden. (Wilhelm Busch)
Dieses Zitat soll unseren heutigen Artikel einleiten. Es geht um Musik, die uns aus allen Ecken entgegenschallt und meist nur eine Begleitung durch den Alltag darstellt. Nebenbei läuft das Radio oder der Fernseher und dudelt Musik, die wir uns in den seltensten Fällen selbst ausgesucht haben. Wer sich selbst eine CD einlegt oder mit der Zeit geht und sich seine Lieblingsmusik aus dem Internet streamt, kann wenigstens noch wählen, was er vorgespielt bekommt.
Aber alles ist letztlich nur Musik aus der Konserve. Wer von uns macht denn seine Musik heute noch selbst? Wenige. Gut, der ein oder andere beherrscht sein Instrument leidlich, wurde jahrelang von den Eltern, denen der eigene Erfolg auf den Bühnen dieser Welt verwehrt geblieben ist, zur Musikschule gescheucht, immer in der Hoffnung, sich irgendwann im Ruhm des Nachwuchses sonnen und als Manager des Nachwuchses in Reichtum schwelgen zu können. Aber genügt das erlernte und wieder vergessene Können, um bei einer Feier den Deckel des Klaviers hochzuklappen und aus dem Stegreif ein paar heitere Weisen anzustimmen? Wer das kann, ist der Held jeder Party.
Mein Großvater und seine Brüder gehörten zu dieser Gruppe Menschen. Es wurde in unserer Familie viel gefeiert und dabei ebenso viel Musik erzeugt. Um das Repertoire groß zu halten und immer die neuesten Schlager bei der Hand zu haben, wurden Notenbücher gekauft.
Dicke Wälzer voller Walzer, schön verziert mit den Ornamenten der Zeit, dem Jugendstil.
Mazurka, Wiener Walzer, Rheinländer
Schlager und Operetten-Melodien, die man um die Jahrhundertwende und in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg noch kannte und konnte – nicht zuletzt, weil der Operetten-Besuch ein häufiger Zeitvertreib war.
Neue, verbesserte Ausgabe von 1911
Nibelungen-Marsch aus der Operette „Die lustigen Nibelungen“? aha. Was sind das für Operetten: „Miss Dudelsack“, „Die Försterchristl“, „Die Sprudelfee“, „Die Dollarprinzessin“? Befremdliche Namen, aber vertraute Komponisten
Musikalische Edelsteine aus derselben Epoche
Auch hier wieder Operetten, deren Namen heute – vielleicht zu Recht – vergessen worden sind:
CAECILIA birgt zwischen ihren goldgeprägten Buchdeckeln die Noten für ernste und heitere Musik
zusammengestellt von Victor Hollaender, neben Paul Lincke und Walter Kollo einem der großen deutschen Dirigenten und Komponisten, zu dessen Liedern hier noch getanzt und gelacht wurde, während sein Publikum ihn 25 Jahre später aufgrund seiner jüdischen Wurzeln aus dem Land trieb. Er folgte damit seinem Sohn Friedrich („Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt„)
Zum Schluß haben wir noch Ostergaards Musik-Album in der Salon-Ausgabe
Und auch hier findet man Noten zu Stücken, die in den letzten 50 Jahren höchstens mal von Max Raabe gespielt werden. Schade eigentlich, denn die Musik ist durchaus heiter und selbst für jemanden, der die dazugehörigen Operetten nicht kennt ein Ohrenschmaus.
Irgendwo liegt noch mindestens ein weiteres Notenbuch. Wenn es mir über den Weg walzert, werde ich es euch nachreichen. Bis dahin überlegt euch, ob man vielleicht doch mit Freunden gemeinsam harmonische Töne erzeugen sollte. Selbst das gemeinsame Singen kann angenehm klingen und Freude bereiten.
Das Musikgenre ist für schöne Musik übrigens irrelevant. Jede Musikrichtung hat gute Stücke hervorgebracht. Da gibt es Rockballaden, die erwachsene Menschen in den Armen des oder der Liebsten versinken lassen, ebenso wie es seinerzeit die Operetten-Schlager geschafft haben. Punksongs lassen die Massen ebenso über die Tanzfläche toben wie der Wiener Walzer. Wichtig ist und bleibt nur eins: Musik soll der Unterhaltung des Menschen dienen, nicht dem Aufheizen der Massen, wie es diese früher vorgestellten Büchlein leider geplant und erreicht haben.