Feldpost – 4. März 1917


Feldpost - 4. März 1917
Feldpost - 4. März 1917
Feldpost - 4. März 1917

Sie haben Post! Familien in der Heimat haben zu Kriegszeiten nichts sehnlicher erwartet, als die Rückkehr ihrer geliebten Ehemänner, Väter und Söhne. Ein kleiner Lichtblick bis zum ersehnten Wiedersehen waren Briefe der Lieben. Vor einiger Zeit habe ich mir bei meinem Buchhändler in der Nebenstraße dieses schöne Buch gekauft:

Eine tolle Sammlung des Briefwechsels einer Familie in der Zeit zweier Weltkriege. Weil Feldpostbriefe meistens einen ungeschönten Blick auf das Geschehen abseits der Ereignisse schildern, die später in Geschichtsbüchern stehen, interessieren sie mich natürlich um so mehr. Heute möchte ich euch an der Lektüre eines Briefes teilhaben lassen.   Er wurde von  F. M. Ley geschrieben, der zu dieser Zeit, dem 4. März 1917, in einem Pferde-Lazarett Dienst tat. Adressiert an Joseph Maierhofer – Ökonom in Bergham, Post Aidenbach (?)b. Virlshofen (?) Niedbay (Niederbayern) – (ein Aldersbach bei Vilshofen habe ich gefunden. Ob das gemeint war?)   Herr Ley schreibt in einem sehr ländlichen Deutsch. Lest selbst:

Bordethin (?) in Rum., den 4. März 1917

Lieber Bruder!

Ich habe deinen Brief gestern erhalten besten Dank davier. Habe zum grosen bedauern gelesen, das der alte Obermeier von Parschaling Gestorben ist. Das der Felermeier Franz und der Pökl Alois von Lokenbach gefalen sind, had mir die Schwester Line schon Geschrieben. Wie viele Menschen Leben wird dieser Krieg noch kosten, bis da einmal ein Ende komd. Das glaubt niemand was das vier ein Schwindel ist, die Hern Ofiesiere Fressen und Saufen was ihr Herz verlangt, der Arme Teufel kan Hunger leiden und den

Feldpost - 4. März 1917

Kopf hinhalten. Da mag ich mich nicht länger aufhalten darüber sonst müsste ich mich zu Tode Ärgern. Der Konflingt mit Amerrika wird nicht viel ausmachen, den der had zuvor …. Frankreich und England imer Munition geliefert, und jezt mit dem Upots-Krieg (U-Boots-Krieg!) tud er sich auch nicht mer leicht auf den Wasser. Vieleicht bringd doch das heurige Jahr den schon lang ersenden Frieden. Wie ist bei euch die Wirterung? bei uns

Feldpost - 4. März 1917

hier in Rumä. had sich der März schon gud angefangen den da schneid es die ersten drei Tage unaufhörlich, wir haben jetzt noch einen 3 Fuß hohen Schnee und ist auch noch sehr kald. Wein u. Schnaps gibt es hier sehr viel. Bier haben wir hier in Rumä. noch gar keines gesehen von trinken gar keine Rede. Mir gehd es sonst imer noch gud auch bin ich Gesund was ich auch von euch hofe. Ich schliese mein schreiben u. Grüßt dich u. Hausmutter Bruder Franz. Gruß an die Mari u. Hauspersonal.

Adrs. F.M.Ley Pferd.Lazt N.27 Deudsch. Feldpost 792.

Das war das Lebenszeichen. Ob der gute Bruder Franz aus dem Krieg zurückgekehrt ist, weiß ich nicht. Daß er im Deutschunterricht keine große Leuchte war, bleibt zu vermuten. Interessant für mich ist, daß er in seinem Brief aus Rumänien unzensiert schreiben durfte, wie die Stimmung in der Truppe war und offen über die Offiziere schimpft. Das war meines Wissens nicht erlaubt und die betreffenden Stellen wurden entweder ausgeschnitten, übermalt oder der Brief komplett zurückgehalten. Im Jahr 1917, dem vierten Kriegsjahr war vielleicht aber die Moral in der Truppe schon so weit heruntergezogen worden, daß selbst die Zensur keine Lust mehr hatte.

Weitere Artikel zum Thema Feldpost gibt es hier.

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