Habt ihr euch schon einmal gefragt, wieso auf alten Fotos alle immer so ernst dreinschauen?
Die Antwort darauf ist recht simpel. Die Fotos von damals, so wie oben am Beispiel meiner Ururgroßmutter zu sehen, wurden noch nicht auf Filmen aufgenommen, sondern auf Fotoplatten. Die hatte ich euch hier schon einmal vorgestellt. Das waren Glasplatten, die mit einer lichtempfindlichen Auflage versehen waren. Wurde die Fotoplatte in der Kamera dem Licht ausgesetzt, entstand das Negativ. Das Prinzip ist bei allen Filmkameras gleich geblieben. Lediglich die Lichtempfindlichkeit der Filme wurde verbessert. Das Ergebnis: ein kurzes Klick, die Linse wird geöffnet und sofort wieder verschlossen – fertig.
Damals ging das nicht so schnell. Der Kameradeckel wurde entfernt bzw. die Abdeckung der Fotoplatte wurde herausgezogen. Nun hieß es warten – bei neueren Modellen nur 5 Sekunden, ganz früher bis zu einer halben Minute musste man absolut reglos sitzen oder stehen und möglichst nicht mal mit den Augen zwinkern. Kein Wunder, daß man ernst dreinschaut. Wer länger als 10 Sekunden unbewegt lächeln will, sieht ganz schön dämlich aus.
Das Ergebnis solch einer Aktion war eine Fotografie, die dann auch etwas Besonderes darstellte. Es gab nur ein Motiv, das mehrmals entwickelt und den liebsten Freunden und Verwandten zugeschickt wurde. An das lawinenhafte Überschütten der Umwelt mit Selfies war nicht zu denken. Der Fotograf Photograph war ein angesehener Mann, der sein Handwerk verstand. Und das tat er kund. Jedes Foto wurde früher noch auf eine Trägerpappe aufgeklebt. Die wurde auf der Vorderseite beschriftet. Allerdings nicht mit dem Namen der abgebildeten Person. Nein, der Photograph wurde verewigt.
Und die Rückseite der Photos wurde ebenfalls mit Eigenwerbung versehen. Schließlich bekam der Fotografierte ja das Foto und wusste, wer drauf war.