Wer kennt Igls? Ich nicht. Aber ein Atlas sagt mir: Igls war früher ein eigener Kurort und gehörte ab 1942 zu Innsbruck. Seit 1961 dann wieder nicht.
Igls ist ein Vorort von Innsbruck in dem die Einwohner des Letzteren im 19. Jahrhundert ihre Wochenend-Villen bauten. Als der Wintersport und der damit verbundene Tourismus begann, baute man die ersten Hotels. Und weil man früher noch nicht sein Hotel Wochen oder Monate vorher buchen musste, sondern erst einmal in den Ort fuhr und dort nach einer Unterkunft suchte, haben sich die Hotels und Pensionen noch um die Gäste beworben. (Ähnliche Erfahrungen habe ich ja schon von Tante Toni in ihrem Wandertagebuch in derselben Gegend gelesen. Wer sich nicht erinnert, schaut hier.)
So auch im August 1925, als diese Kur-Zeitung erschien. Lest selbst!
Obwohl der Erste Weltkrieg schon 7 Jahre vorbei war, gab es noch immer spürbare Nachwirkungen.
Da die Zeitung trotz ihrer fast 100 Jahre noch recht gut aussieht, habe ich beschlossen, sie euch hier vollständig vorzustellen.
Seite 2 kommt mit einem Grußwort von R. von Seydlitz, dessen Vornamen ich nicht herausfinden konnte, der aber vom Wintersport als „großer Neuheit“ spricht und dafür wirbt, die Berge auch einmal im Winter zu besuchen. Mit auf der Seite zwei Werbenannoncen für Hans Duftners Laden für Tiroler Schmuck und das Hotel und Pension Stern, wo man für 8-12 Schillinge (5-8 Reichs-Mark) in einem der 70 Betten übernachten konnte.
Seite 3 setzt die Ansprache des Herrn v. Seydlitz fort und wird begleitet von Anzeigen für weiter drei Hotels und Pensionen, einen Reiseführer und das Reisebüro Hueber in Innsbruck (Generalvertretung der Hamburg-Amerika-Linie, Korrespondent der American Express Company Inc., New-York, und der Dean & Dawson Ltd. London, Schiffspassagen und Fahrkarten, Gesellschaftsreisen, Autofahrten, Geldwechsel).
Seite 4 hat als Hauptthema die Patscherkofel-Seilschwebebahn, ein Projekt, das bereits 1912 geplant wurde, durch den Krieg jedoch nicht realisiert werden konnte. Erst 1925 konnte das Projekt wieder in Angriff genommen werden. Der Bau der Seilbahn selbst wurde jedoch erst am 21. Jänner 1928 vergeben. Schon am 14. April fuhr die erste Bahn. Gute alte Zeit!
Hier die Grafik etwas größer.
mehr Infos zur Seilbahn
Und eine Werbung für eine andere Bergbahn – die Innsbrucker Mittelgebirgsbahn.
Mehr Hotels: Grand Hotel Iglerhof (Vornehmes Haus aller ersten Ranges, 160 Betten / höchste Bequemlichkeit / abgeschlossene Apartments mit Bad / Halle / Tanzstile / Bar / Zentralheizung / Sommer- und Wintersaison / Tagespension S 16-20 (R.-M. 8-11), Neue Leitung und Vorstand: W. Ender, früher Hotel Adlon, Berlin) und das Hotel-Sanatorium Igls, der physikalisch-diätetischen Höhenkuranstalt und Erholungsheim; Direktion: Obermedizinalrat Dr. O. Liermberger (wir kennen ihn vom Vorwort)
Auf Seite 7 folgen nur Anzeigen, etwas kleiner, aber trotzdem interessant. Der Rucksack „Eisbär“ (bekannt aus den „Mitteilungen des Alpenvereines“ 1925, Nr. 10 „Über Rucksäcke“), Aluminium-Touristenartikel und Garantiert echter Gebirgsblüten-Honig (Postversand nach allen Richtungen!) sind DInge, die bei keiner Wanderung fehlen sollten. Bier aus dem Bürgerlichen Brauhaus Innsbruck und Hörtnagl’s Fleisch – und Kolonialwaren ebensowenig. Die hatte auch Anton Pail zu bieten. Den kulantesten Geldwechsel gab es beim Österreichischen Verkehrsbureau.
Noch mehr Pensionen auf Gästesuche
Rudolf Baur bot auf der letzten Seite etwas feil, das ich erst nachschlagen musste. Wasserdichte Gabardines. Wikipedia konnte helfen. Seht hier!
Und damit habt ihr alle zwölf Seiten der Kurzeitung gesehen. Nun heißt es: auf nach Tirol! Wir sehen uns.
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