Auf meinen heutigen Artikel bin ich ganz schön stolz. Es ist ein tolles Zeitdokument und in einer überraschend guten Erhaltung.
Herr H. Heilmann, wohnte im Jahr 1941 wahrscheinlich mit seinen Eltern zusammen in der Sankt-Pauli-Strasse 61 in Bremen. Was auch immer sein Vergehen war, es brachte ihn ins Konzentrationslager Flossenbürg. Leider habe ich keinen Zugriff auf die Gefangenenlisten des Lagers. Darum zeige ich euch für’s erste den Brief, den er seinen Eltern am 10. August 1941 geschrieben hat.
Der Text auf dem Kuvert lautet:
Meine genaue Anschrift: Vorbeugungshäftling H. Heilmann, Nr. 1113, Block 7.A Konz.-L. Floßenbürg, Post Floßenbürg (Bayer. Ostmark)
Konzentrationslager Floßenbürg – Auszug aus der Lagerordnung: Jeder Häftling darf im Monat 2 Briefe oder 2 Postkarten empfangen und auch absenden. Die Briefzeilen müssen übersichtlich und gut lesbar sein. Postsendungen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, werden nicht zugestellt bezw. befördert. Pakete jeglichen Inhalts dürfen nicht empfangen werden, Geldsendungen sind zulässig; es kann im Lager alles gekauft werden Nationalsozialistische Zeitungen sind zugelassen, wenn dieselben unter Streifband direkt vom Verlag geschickt werden. Der Lagerkommandant
Frau Elise Heilmann, Bremen, St. Paulistr. 61
Auf dem Brief-Formular steht eine ähnliche Anweisung wie auf dem Umschlag. Lediglich statt der Zeitungen steht hier:
Es ist verboten, mehr als 2 Marken á 12 Pfg. beizulegen.
Zusätzlich der Aufdruck: Der Tag der Entlassung kann jetzt noch nicht angegeben werden. Anfragen sind zwecklos.
10. August 1941
Lieber Vater, liebe Mutter! Euren lieben Brief habe ich erhalten, sowie die 5 Mk. von Thea, es freut mich, daß Ihr Lieben alle an mich denkt u. danke recht viel mal. Die Foto habe ich mir mit tiefer Empfindung immer wieder angesehen. Lieber Vater ich habe dieselbige Sehnsucht
nach euch lieben. Georg hat sich zu den Anzug gefreut, er kann es mit euch Lieben abmachen. Bitte lieber Vater beschreibe den nächsten Brief nur eine Seite u. lege nichts ein, sondern hättest du nicht so gemacht, hätte ich nicht warten brauchen u. so konnte ich Euch doch im letzten Brief nicht an(t)worten. Grüße Euch Euer …
Abgestempelt von der Postzensurstelle A, K.L. Flossenbürg und vom Blockführer mit 11 / VIII. 41. Gl. unterzeichnet.
Hier sei darauf hingewiesen, daß die von den Behörden übliche Abkürzung K. L. für Konzentrations-Lager benutzt wurde. Angeblich wurden die Abkürzung KZ von den SS-Truppen eingeführt, weil es härter klang.
Der Stempel mit dem A in der Mitte wird auch Paraphe genannt. Das ist ein Stempel, der keinen Rückschluß auf die eigentliche Person zulässt. Wikipedia erklärt das auch. Eine Postzensurstelle sah z.B. so aus:

Der Brief ging an die Mutter Elise Heilmann. Eine Verwandte gleichen Namens habe ich im Bremer Leichenbuch gefunden (was es nicht alles gibt). Sie wohnte ebenfalls in der Sankt-Pauli-Strasse 61, war eine Tochter und ist mit 14 Jahren gestorben. Seht hier.
Ich habe das Konzentrationslager am 19. Juli 2014 besucht. Wer möchte, kann sich meine Fotos anschauen.
Zu diesem Konzentrationslager habe ich noch einige Informationen gefunden. Der Lagerkommandant zum Zeitpunkt der Haft von H. Heilmann war Karl Künstler, der Erfinder der 2 Wochen Sonderurlaub für denjenigen, der einen flüchtenden Häftling erschoß.
Im KZ Flossenbürg waren so bekannte Personen wie Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris, Hjalmar Schacht, Kurt Schumacher oder Kurt von Schuschnigg interniert. Ein Außenlager stand unter der Leitung des späteren Bundespräsidenten Heinrich Lübke.