[aktualisiert] Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, …


…, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

So steht es in der Bibel. Und wie so oft, gibt es in diesem Buch einige Unwahrheiten, Flunkereien oder – wie in diesem Fall – schlichtweg einen Übersetzungsfehler.

Gamla heißt auf Aramäisch Kamel. Ein ähnliches Wort, das eigentlich im Urtext stand, ist Gamta – und das bedeutet nichts anderes als „Seil“. Und kaum liest man „Eher geht ein Seil durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“, ergibt es plötzlich Sinn. Durch so viel Dilettantismus bei der Überlieferung eigentlich unveränderbarer Texte ist es letztlich zu Kriegen gekommen. Da hat es der Islam schon besser geregelt: nur die arabische Urform des Koran gilt und jede Übersetzung ist eigentlich verboten. So vermeidet man Fehlinterpretationen, (aber offenbar auch keine Kriege).

Wer also etwas beschreiben möchte, ohne es zu kennen, sollte sich vorher informieren. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn man etwas zeichnen möchte, das man nicht kennt. So geschehen bei der Illustration eines alten Tierbuches. Ich wage zu bezweifeln, dass der Künstler schon einmal ein Kamel gesehen hat.

Stich Lithographie Kamel 1870

Und wer jetzt mit gefährlichem Halbwissen daherkommt und meint: „Das ist aber ein Dromedar, weil es nur einen Höcker hat. Kamele haben zwei!“, dem schleudere ich ein entschiedenes „Falsch!“ entgegen.

  • Kamel = Familie der Paarhufer
    • Altweltkamele
      • Dromedar = Ein Höcker
      • Trampeltier (!!) = Zwei Höcker
    • Neuweltkamele

Falls mir jemand bei der Suche nach dem Buch helfen möchte, aus dem die Seite stammt, für denjenigen habe ich hier noch die Rückseite:

Stich Lithographie Kamel 1870

Ich würde auf eine Zeit vor 1870 tippen. – falsch, denn:

Update: Ich habe das Buch, aus dem diese Seite stammt, gefunden. Es handelt sich um das 1681 erschienene Buch „Anatome Animalium“ mit dem Untertitel „Terrestrium variorum, Volatilium, Aquatilium, Serpentum, Insectorum, Ovorumque, structuram naturalem“, was nichts anderes bedeutet, als: „Anatomie verschiedener Landtiere, Vögel, Wassertiere, Schlangen, Insekten, Eier, natürliche Strukturen“. Der Verfasser, Gerardus Leonardus Blasius, lebte von 1626 bis 1692 in Amsterdam und war ein „Medic. Doct. & Prof. Ordin.“, also offenbar ein Doktor der Medizin und Ordentlicher Professor. Ein paar Informationen findet man hier. Lustigerweise wurde Amsterdam in diesem Buch auf Latein Amstelodami geschrieben. Damit schließt sich der Kreis zum Amstel-Bier und dem Amsterdamer Fluss Amstel.

Wer das ganze Buch online anschauen möchte, kann über diesen Link zu Google-Books springen und von meiner Seite aus hoch oder runter erkunden. Ab Seite 369 gibt es weitere hübsche Tierbilder.

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