Heute gibt es nur eine alte Blechdose.
Sie stammt von der Firma Karl Müller & Co aus Stuttgart-Feuerbach zu der ich überhaupt nichts herausfinden konnte.
Konzentrieren wir uns deshalb auf den ehemaligen Inhalt:
- Westfalia Wurst-Gewürz für Zervelat verleiht hochfeinen, pikanten Geschmack, schöne, haltbare Anschnittfarbe, Schnittfestigkeit in kürzester Zeit.
- Westfalia entspricht den nahrungsmittelgesetzlichen Bestimmungen, ist garantiert frei von Eiweiß oder eiweißhaltigen Bindemitteln.
- Westfalia ermöglicht rasche, einfache Arbeit, spart Zeit und Geld und ist unentbehrlich in jedem modernen Betrieb.
- Mehr als 275000 Zentner Dauerwurst wurden bisher mit Westfalia gewürzt.
- Westfalia bietet die Sicherheit stets gleichmäßig schmeckender, prima Farbe haltender Wurst und ermöglicht beachtenswerte Einsparungen an Gewichtsverlust, da es der modernen, raschen Fabrikationsmethode entspricht.
- Glänzende Gutachten bezeugen die unübertroffene Güte dieses hervorragenden, im In- und Ausland äußerst beliebten Präparates.
Gebrauchsanweisung:
- Auf ½ Kilo Wurstmasse nimmt man 4-5 Gramm dieses Westfalia-Gewürz-Präparates und ca. 15-17 Gramm Salz. Weitere Zusätze an Gewürzen oder Salpeter sind nicht nötig.
- Man hüte sich vor minderwertigen Nachahmungen und achte genau auf unsere renommierte Firma und das Bildzeichen: „Feinschmecker“
- Alleinige Hersteller: Karl Müller & Co., Stuttgart-Feuerbach, Wurstgewürz- und Pökelsalz-Fabrik, Lukullus-Präparate, Weiße Salami-Überzugsmasse, Knoblauchpulver, Rohrzucker
Zusammengefasst haben wir hier also eine Blechdose in der – schätze ich – in den 1930er Jahren eine Gewürzmischung für Zervelatwurst enthalten war. In dieser Menge (4 kg) benötigten es wahrscheinlich nur Fleischer.
Die Schutzmarke „Feinschmecker“ sieht für mich nicht sonderlich einladend aus. Vielleicht ist das auch der Grund, daß es die Firma heute nicht mehr gibt. Während die Wurstqualität heutzutage sicher dank chemischer Zusätze nur scheinbar verbessert wird, dafür aber durch glückliche Leute auf sonnenbeschienenen Wiesen unter bunten Windmühlen beworben wird, wurde damals nur „Salpeter“ verwendet und auch so bezeichnet. Natriumnitrat und Kaliumnitrit klingt viel vornehmer.
Stichwort Salpeter – Wikipedia weiß: Tischtennisbälle werden aus Celluloid hergestellt – einem Salpetersäureester. Wurst, Tischtennis und Kino wären also ohne Salpeter nicht denkbar. Beeindruckend, oder?
Zwar kenne ich das Gewürz nicht, weiß aber, dass mein Papa damals immer zu Lukullus einkaufen ging. Ein Fleischer oder wie er sagte Schlächter 😉 in ich glaube Prenzl`berg. Könnte Schliemannstr. gewesen sein.
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Ich glaube, „Lukullus“ heißt nichts weiter als Feinschmecker.
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Ja ich denke auch. Aber ist mir im Gedächtnis geblieben, weil mein Papa nie Sagte:“Ich geh zum Fleischer“, sondern immer „Ich geh zu Lukullus“ ;-). Er war auch ein Feinschmecker.
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Ich glaube mich zu erinnern, daß es mal ein Restaurant (?) Lukullus gab, das einen großen Fisch mit Kochlöffel als Logo hatte.
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Fisch mit Kochlöffel sagt mir auch was. Ob der so hieß, hmm, keine Ahnung.
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Was meinst du mit einer „Zervelatwurst“. Doch nicht etwa den „Cervelat“, die schweizerischste aller schweizerischen Würste?
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Nein! Die Würzmischung hieß ja Zervelat.
Während die deutsche Zervelatwurst (auch „Salami des kleinen Mannes“) eher eine Aufschnittwurst ist, zeichnet sich die eidgenössische Cervelat ja eher als Brühwurst (in Deutschland Bockwurst) aus.
Glück gehabt!
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Cervelatwurst kennt eigentlich jeder Ossi. Heute gibts im Supermarkt Salami in GROßEN Scheiben abgepackt, meist bei Aldi. Das ist ne Art Cervelatwurst wie wir sie damals hatten. Wir haben auch nicht Salami gesagt sondern harte Wurst ;-).
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Genau: harte Wurst! Ha ha. Danke dafür!
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Hihi, gerne. Wir ergänzen uns prima.
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