Manchmal wundert es wirklich nicht, daß die DDR den Bach runter gegangen ist.
Da hat eine Fahrt in der S-Bahn, U-Bahn, Bus oder Straßenbahn nur 0,20 Mark gekostet und trotzdem hat man noch versucht zu schummeln.

Bis zum Ende der 1970er-Jahre gab es auf allen Bahnhöfen der S-Bahn sogenannte Fahrscheinlocher. Mittels eines Hebels wurde von einer Stanze das Kürzel des Abfahrtsbahnhofes in die Fahrkarte gelocht. Also z.B. ein „Ok“ für Ostkreuz. Hatte man eine tägliche Arbeitsroute galt es, morgens bei Abfahrt einmal eine Fahrkarte zu lochen und diese dann ganz ordentlich aufzubewahren. Nachmittags auf dem Heimweg war eine zweite Fahrkarte nötig. Am nächsten Morgen hingegen konnte man die gestrige Fahrkarte noch einmal benutzen, da man ja in eine neue Fahrkarte wieder dasselbe Kürzel eingelocht hätte. Somit konnte man bei guter Pflege mit einem Set von ca. 6 Fahrkarten alle gängigen S-Bahn-Strecken für lange Zeit preiswert befahren.
Es gab einiges zu beachten. Damals war auf jedem Bahnsteig ein Schaffner stationiert und die Locher waren in der Nähe der Schaffnerhäuschen. Da die Schaffner ein Auge auf die Reisenden hatten, wurde natürlich beobachtet, ob auch jeder brav seinen Fahrschein lochte. Der gewitzte Reisende hatte zu diesem Zwecke ein etwa fahrkartengroßes Stück Papier/Pappe dabei, das ersatzweise gelocht wurde. Die eigentliche Fahrkarte hatte man daneben in der Hand.
Alles fand ein Ende mit der Einführung der Stanzlocher, die – auf der linken Fahrkarte sichtbar – ein Lochmuster in die Karte stanzten. Das galt es zu entziffern um zu mogeln. Ist mir nie gelungen, aber: Mit ein wenig Spucke und einem Fingernagel konnte man die Löcher wieder in die Karte einmassieren, so daß sie wie unbenutzt aussah. Auf die Weise konnte man eine Karte zumindest 4 oder 5 mal benutzen.
Der alte Trick mit der Fahrkartenwiederverwertung funktionierte dann wieder, als die Stempeldrucker aufkamen (siehe die rechte Fahrkarte). Hier galt es, benutzte Fahrkarten mit aktuellen Nummern zu vergleichen (Teststempel auf das mitgebrachte Papierstück). Das war schon etwas schwieriger.
Bevor die Fahrkarten aus billigerem Papier waren, kamen sie übrigens in dicker Pappe. Das Format war dasselbe wie bei Eisenbahn-Fahrkarten
In anderen Städten war der Preis für eine Fahrt übrigens noch niedriger. Hier ein Beispiel aus Erfurt: 5 Fahrten für 0,60 M – 12 Pfennig pro Fahrt.
– tja, dieses Bild hat WordPress zerschreddert, bei Gelegenheit lade ich es wieder hoch –
Es gab in den alten Straßenbahnen übrigens noch ein tolles Gerät. Oben warf man sein Fahrgeld rein, rechts musste der Hebel betätigt werden und vorn kam der Fahrschein raus. Seht mal hier. Zahlbox hieß es und öffnete dem Schwarzfahrer Tür und Tor. Anstelle einer Münze konnte man irgendetwas oben einwerfen, was klapperte. Wem selbst das zu viel war, der trat mit dem Knie gegen die Box, was ein Geräusch erzeugte als hätte man eine Münze eingeworfen. Zum Schluß kurbelte man den Fahrschein raus.
All dies habe ich natürlich nie selbst getan sondern immer nur bei anderen beobachtet und sofort gemeldet! Ehrlich!
Haha, ich hau mich weg. 😉 Straßenbahn bin ich besonders viel gefahren, zwinker. Das war wirklich eine witzige Erfindung. Anfangs hat man brav bezahlt, später war man abgebrühter und bezahlte gar nicht mehr. Knöpfe klapperten toll, aber Spielgeld sah echter aus. In der S-Bahn hab ich mich das nie getraut mit den Fahrkarten. Ich glaub, ich war doch ein Schisser, hihi.
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Haha, das sind Erinnerungen…
Kleine Korrektur: die alten Locher (schmale grüne Kästen) bei der S-Bahn stanzten neben der Stationsbezeichnung auch ein Datum ein, aber nicht durch. So bestand die Kunst darin, den Hebel so gefühlvoll zu bedienen, dass die Stationskennung ein- bzw. durchgelocht wurde, aber die Datumsstanze nicht eingedrückt wurde. Gelang nicht immer, zumal die Kontrolleure ne Lupe dabei hatten und der Fahrgast in der Regel nicht.
Dann kamen die Datumstempel (roter Kasten mit Knopf zum draufhauen oben) auf, da war Gefühl fehl am Platze – die druckten, oder auch nicht.
Geheimnis der Stiftlocher (kleine graue Kästen bei den BVB): konnte der Fahrer aufschließen und das Muster frei umstecken. Dadurch musste der Kontrolleur bei Betreten eines Wagens erst mal „probelochen“, um das gültige Muster rauszufinden, das dann jeweils galt. Ein festes System gab es da nicht.
Bei der Zahlbox gab es innen das Drehrad mit den Fächern – so musste man statt einem 3-4 Scheine (jeweils eine lfd. Nr., anhand der kontrolliert wurde) ziehen, bis das Geld (resp. der Ersatz) nach unten in den Kasten rutschte. Fiel gelegentlich auf, wenn einer wie wild am Hebel zog.
War „Fremdfahrer“ (Student im Nebenjob) bei der Straßenbahn. Hatte daher Freifahrt bei der BVB und müsste nur bei der S-Bahn besch…
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Danke! Coole Details.
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Naja…die Preise für Bus und Bahn waren eh nur symbolisch…der Staat hat wie für vieles andere auch die wirkliche Last getragen…es ist eine Schande, dass so viele die 2.Lohntüte nicht zu schätzen wussten…dazu gehörte ne Menge….das werden wir, die einfachen Arbeiter nie wieder erleben können…im Gegenteil…die Abwärtsspirale ist nicht mehr aufzuhalten…bin mir sicher, dass ein großer Teil der BRD Bevölkerung den Lebensstandard der DDR Bürger als Paradies sehen werden…..natürlich nur die, die es erleben durften.
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