Heute tun wir etwas für die Gesundheit. Es gibt eine Anzeige aus der Zeit zwischen 1885 und 1894 (aus der nahezu all mein altes Papierzeug zu stammen scheint).
Was ist ein elektropathischer Gürtel? Eigentlich müßig, euch das zu erklären, schließlich belehrt uns ja der Anzeigetext: „Jeder hat einen. Niemand scheint ohne zu sein.“
Da sicher doch noch jemand unter meinen Besuchern ist, der seinen verbummelt, noch nicht ausgepackt oder gerade erst bestellt hat, hier doch noch eine kurze Erklärung, die ich mir aus diversen Quellen im Internet zusammengereimt habe:
Dieses Korsett gab es sowohl für Frauen als auch für Männer. Man erkennt die Variante für Damen an der vorn angebrachten, schmucken kleinen Schleife.
Angeblich wurde es in einem Gerät platziert, das eine Batterie lud, wodurch die kleinen innen sichtbaren Metall-Kontakte Stromstöße an den Körper abgaben.
Zu einer Zeit, als Elektrik noch eine neue Erfindung war, konnte man die gutgläubigen, eitlen Menschen für solchen Schnickschnack gewinnen. Ich habe herausgefunden, daß in den USA ein Korsett damals immerhin die stolze Summe von drei Dollar kostete.
Meine Anzeige stammt allerdings aus eine englischen Zeitung. Die Oxford Street in London war damals wie heute eine riesige Einkaufsmeile. Hier gab es in Hausnummer 52 den größten Verkäufer für Electropathic Belts – The Electropathic and Zander Institute, 1885 gegründet von Cornelius Bennett Harness. Die Trittbrettfahrer ließen offenbar nicht lang auf sich warten. Für meine Adresse habe ich übrigens keine anderen Inserate oder Infos gefunden. Ein weiteres Geschäft gab es noch am Holborn Viaduct in East London.
Das Korsett war übrigens auch in Kindergrößen erhältlich. Wer Kinder hat, bekommt jetzt sicher leuchtende Augen.
Bedauerlicherweise hat sich die versprochene universelle Heilung aller Gebrechen als Werbelüge herausgestellt und das Elecrtopathic & Zander Institute wurde von einer Fülle an Klagen überhäuft. Das führte dazu, daß die Firma 1894 schließen musste.
Von diesen Korsetts ist offenbar kaum etwas erhalten geblieben. Zumindest im Internet konnte ich außer den Zeitungs-Anzeigen und einigen Sammelkarten keine Abbildung eines „echten“ Korsetts finden.
Wer noch eins hat, möge sich bei mir melden.
Unglaublich, daß früher die Leute auf solch schamlose Werbelügen hereingefallen sind. Aber nun muß ich Schluß machen. Der Postbote hat mir gerade meine Bestellung geliefert. Mein neues noch besseres iPhone, der Trinkwasser-Magnetisierer und die Monatsration Actimel sind da.