Es gab Zeiten, da wurden Fotos noch nicht auf SD-Karten und USB-Sticks gespeichert. Damals musste man sich noch gut überlegen, ob ein Motiv wirklich wert war, dafür eines der nur 12, 24 oder 36 Bilder des Rollfilms zu benutzen.
Aber davor gab es Zeiten, in denen jedes Foto auf eine eigene Glasplatte aufgenommen wurde. Vor der Erfindung des Zelluloids (aus dem die ersten Rollfilme hergestellt wurden) musste eine lichtempfindliche Emulsion entweder auf Metall oder auf Glas aufgebracht werden. Um die Jahrhundertwende hatte sich Glas durchgesetzt. Es war zwar zerbrechlicher als Metall, aber preiswerter in der Herstellung.
Jede Glasplatte für ein einzelnes Foto steckte in einer Metallkartusche. Die sah so aus. (das Glas fehlt hier natürlich, es wurde ja nach dem fotografieren zur Entwicklung entnommen). Damit kein Licht auf das Glas fiel, wurde es durch eine Metallplatte geschützt (links) die vor und nach dem Fotografieren eingeschoben sein musste.
Es gab verschiedene Filmpacks. Je nach Kameramodell wurden unterschiedliche Kartuschen benötigt. Hier ein anderes Modell. Hülle ab, Platte in die Box-Kamera, auslösen, Platte raus, Schutzhülle drüber, fertig.
Um mehrere Fotoplatten stoßsicher und sauber unterwegs dabeihaben zu können, gab es praktische Etuis. Hier ist eins.
Aber viel hat nicht hineingepaßt.
Meine Oma hat seinerzeit als Kind und Jugendliche in unserem Fotogeschäft ausgeholfen. Das war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Sie hat mir erzählt, wie die Fotoentwicklung damals vonstatten ging: Die entwickelte Glasplatte wurde in einen kleinen Holzrahmen geschoben. Hinter die Photoplatte wurde ein Blatt Photopapier gesteckt. Das wurde für alle zu entwickelnden Fotos wiederholt. Danach stellte sie alle Photoplatten vor dem Laden in die Sonne. Nun wurde das Negativ von der Photoplatte auf das Papier übertragen. Alle fünf bis zehn Minuten musste sie nachsehen, ob das Photopapier schon dunkel genug war. Wenn nicht, wurde weitere fünf Minuten gewartet, bis die gewünschte Belichtung erreicht war. Zum Schluß kam das Photo in ein Entwicklerbad um den Prozess abzuschließen.
Daraus könnt ihr ersehen, wie unempfindlich das Photopapier in den Anfängen der Fotografie war. Eine Dunkelkammer war da nicht notwendig.
Einige Glasplatten habe ich noch. Das Foto der Lieblingspuppe meiner Großtante hat sie mir mal gegeben. Ich habe versucht, die Glasplatte vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren um euch das Ergebnis zu zeigen.
Da die Photoplatte natürlich ein Negativbild enthält, habe ich es für euch invertiert. Da ist sie.