Jeder von uns benutzt (hoffentlich) regelmäßig Zahnpasta zur Zahnpflege. Aber was gab es eigentlich, bevor es Zahnpasta gab? Richtig, Zahnpulver. Ein Pulver bestehend aus feinkörnigen Schmirgelstoffen, versetzt mit wohlriechenden Zutaten wir Pfefferminz, Menthol, Honig, Zucker und Veilchenöl. Zeitweise wurde sogar Seifenpulver zugesetzt, allerdings war der Erfolg nicht sehr groß. Nicht etwa wegen des Geschmacks – nein, das Seifenpulver verklumpte in der feuchten Luft.
Wer es ganz genau wissen möchte, der schaut bei Wikipedia nach.
Die Firma Odol ist eigentlich durch ihr Mundwasser weltberühmt geworden, das 1892 auf den Markt kam. Aus derselben Epoche stammt unser heutiges Ding – eine Zahnpulverschaufel für Odol Zahnpulver.
Irex-Zahnpulver aus der Firma des Industriellen Karl-August Lingner wurde nach dem großen Erfolg von Odol um 1900 in Odol Zahnpulver umbenannt. Herr Lingner führte in seinem Sortiment auch andere tolle Dinge: einen Behälter, gefüllt mit Schrot, in dem Schreibfedern gereinigt werden konnten, ein biegsames Stahllineal, ein Nasenglas zur Schnupfenbehandlung, einen Wasch-Frottier-Apparat, ein Cholera-Serum oder auch einen Armee-Feldkocher der im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam.
Ob diese Schaufel für den Privatgebrauch oder beim Händler in Benutzung war, konnte ich nicht herausfinden, aber eine Anzeige eines Händlers findet ihr in der Anzeige der Drogerie Gebrüder Berger auf Seite 3 dieser Zeitung vom 3. Mai 1903. Aber selbst noch 1924 wurde in Brasilien für Odol Zahnpulver verkauft. seht hier (linke Spalte, unter dem Kasten). Falls jemand diese Anzeigen weiter durchliest, trifft er auf Blumenau, eine Stadt, die, anders als man vom Namen erwarten würde, in Brasilien liegt. Wikipedia kennt auch die.
Ich kann mir für die Zahnpulver-Schaufel zwei Anwendungsmöglichkeiten vorstellen:
- zum Abfüllen des Zahnpulvers in kleine Tüten beim Händler
- zum individuellen Gebrauch, um Zahnpulver aus einem Behältnis zu entnehmen, die benötigte Menge zu benutzen und den Rest wieder zurück zu schütten.
Wer mehr weiß, lasse uns nicht dumm sterben.
Auf der Unterseite sieht die Schaufel übrigens so aus:
(D.R.G.M. = Deutsches Reich Gebrauch-Muster
Und meine Schaufel sieht definitiv besser aus, als die vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
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