Der Inbegriff für Hand- und Gesichtscreme im mitteleuropäischen Raum ist die NIVEA-Creme. Seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 1911 ist das Design der Blechdose mehrfach geändert worden. Jedoch schon immer enthielt sie den Emulgator Eucerit®, ein Wollwachs aus Schafwolle. (mehr Info dazu im Wikipedia-Artikel zu Eucerit)
Nivea (wegen der schönen weißen Farbe nach dem lateinischen Adjektiv niveus – das Schneeweiße – benannt) ist eine der drei großen Zugpferde der Beiersdorf AG. (die anderen beiden sind Labello und Tesa)
In einem meiner Patentbücher aus dem Jahr 1940 kann man zwei Werbemuster für den italienischen Markt finden, registriert für die Zeit von 1938 bis 1958.
Etwas später in diesem Jahr, nämlich am 28. Dezember 1940, ließ sich die Chemische Fabrik Pilot AG in der Schweiz die Markenrechte für Nivea eintragen.
Was hat die Pilot AG mit Beiersdorf zu tun? Man könnte vermuten, nicht viel. 1940 tobte der zweite Weltkrieg und nicht jeder war Deutschland wohlgesonnen. Wer also nicht mit den Deutschen Geschäfte machen wollte, konnte stattdessen mit der Schweizer Pilot AG Handel treiben. Daß sie zufällig zu 100% Beiersdorf gehörte und zu keiner Zeit auch nur ein Beiersdorf-Produkt hergestellt hat, kann man hier nachlesen.
Ein nicht uninteressanter Punkt in der Firmengeschichte von Beiersdorf ist die Tatsache, daß die 1882 vom Apotheker Paul C. Beiersdorf gegründete Firma bereits 1890 vom Apotheker Oscar Troplowitz gekauft wurde. Er verhalf, nicht zuletzt durch das erworbene Patent zum oben genannten Eucerit, der Firma zum Erfolg.
Oscar Troplowitz stammte (wie übrigens auch Lukas Podolski) aus dem schlesischen Gleiwitz, der Stadt, die 1939 durch einen fingierten Überfall auf den Radiosender, der als Vorwand zum Beginn des Zweiten Weltkrieges verwendet wurde, in die Geschichte eingehen sollte. Er gehörte zu einer wohlhabenden jüdischen Familie. Der Vater, ein Baumeister und Besitzer eines Bauunternehmens, erbaute im Jahr 1861 die Neue Synagoge.
Aktiv am jüdischen Leben in Gleiwitz teilhabend, erhielt Familie Troplowitz sicher gelegentlich Post vom Gemeinde-Vorstand. Um offizielle Briefe zu versiegeln und ihre Unversehrtheit bis zum Empfang nachzuweisen, wurden Siegelmarken verwendet. So auch vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Gleiwitz.
Und weil die irgendwie ein bißchen wie eine Dose NIVEA-Creme aussieht, zeige ich sie euch hier gleich noch.
Nun wisst ihr wieder etwas mehr über euer Lieblings-Pflegeprodukt, daß Namen nicht immer das sind, was sie verheißen und wie eine Firma zu internationalem Ruhm kommen kann, obwohl der Namensgeber schon lange nicht mehr dabei ist. (Gab es da nicht auch eine Automarke?)
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Fein recherchiert und kommentiert.
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