Die Überschrift dieses Beitrags benutzt ein schönes Zitat von Oscar Wilde: „Sie trug gestern Abend zu viel Rouge und zu wenig Kleid. Das ist bei Frauen immer ein Zeichen von Verzweiflung.“
Ich möchte mich heute weder den Frauenkleidern, noch Oscar Wilde widmen, sondern dem Rouge.
Vermutlich benutzt ungefähr die Hälfte meiner Besucher Rouge. Wahrscheinlich können jedoch die Wenigsten etwas mit den Begriffen Schnouda oder Alloxan anfangen. Und trotzdem verreiben sie dieses Gemisch aus Talkum, Harnsäure, getrockneten schwangeren Schildläusen und einer Ammoniaklösung im Gesicht.
Wer kommt denn auf solche Ideen? Ludwig der XVI. (der 16.) bevorzugte ja als Körperhygiene anstelle des Waschens das Einpudern. Das gab eine noble Blässe und überdeckte den unerträglichen Gestank ein wenig. Und wenn dann eine Mode befahl, die Wangen ein wenig rötlicher erscheinen zu lassen, dann ging der König selbstverständlich nicht an die frische Luft, sondern ließ sie sich anmalen – mit dem dafür hergestellten Rouge. Es ist prima, König zu sein!
Das hier vorgestellte Rouge stammt allerdings nicht vom Hofe des Königs, sondern aus den Charmanta-Werkstätten in Erfurt und konnte für höchstens 1.30 Reichsmark erworben werden.
In Pergamin eingewickelt kam das kleine Döschen in die zarten Finger der schönen Frau.
Und da ist es: unbenutzt seit ungefähr 1935 und es duftet sogar noch nach Puder. Das müsst ihr mir bis zur Einführung des Internet der Düfte (5.0) glauben.
Woraus die durchsichtige Dose gefertigt ist, kann ich nicht sagen. Gab es in den 1930er Jahren schon durchsichtiges Plastik?
Etwas vermisse ich jedoch. Ist es nicht so, dass heutzutage im Rouge ein Pinsel oder Schwämmchen schon mit eingebaut ist? Ist das hier oben die Kriegsvariante, ein Nachfüllpack oder eine Ausgabe mit verringertem ökologischen Fußabdruck? Wer es weiß, schreibt einfach einen Kommentar.
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