Im vorigen Artikel habe ich euch ein Büchlein vorgestellt, das Soldaten im Krieg helfen sollte, verloren gegangene oder defekte Hilfsmittel nachzubauen. So konnte man in unwirtlicher Umgebung zu kleinen Annehmlichkeiten gelangen.
Heute folgt nun ein Kochbuch aus der gleichen Zeit.
oder für alle, die die Sütterlinschrift nicht lesen können:
Im Kriegswinter 1939/40 hat sich der Deutsche auf den ersten Winter im Krieg seit 1917/18 vorbereitet. Wie ich in der Feldpost meiner Familie lesen kann, war man traurig, dass der Krieg doch nicht bereits zum Jahresende 1939 zu Ende gehen würde und man halt auch noch den Winter im Krieg verbringen müsste. (Wenn ihr gewusst hättet, …!)
Passend dazu erschien dieses Buch. Herausgegeben von Eugen Bechtel, zu seiner Zeit vielleicht so etwas, wie heute ein Star-Koch – nur nicht so berühmt.
Er zeigt uns, dass man auch mit rationierten und einfachen Lebensmitteln schmackhafte Speisen zubereiten kann. Wieso rationiert? Das hatte ich euch hier erklärt.
Man ging zu dieser Zeit nicht mit einem Menüwunsch ins Geschäft und kaufte die Zutaten – nein, man schaute, was angeboten wurde und kochte daraus ein gutes Essen.
Schaut euch die Speisezettel einmal an. Egal, welches Rezept man durchliest, alle zeugen von Improvisationsgeschick um aus dem Vorhandenen eine leckere Mahlzeit zu zaubern.
Eins fällt dem aufmerksamen Leser auf: Das Wort Sauce war französisch. 1939/40 war man damit beschäftigt in Frankreich einzumarschieren (wie ihr hier gelernt habt) und daher wurden deutsche Worte zur Ersetzung vieler Fremdworte bevorzugt. Aus der Sauce wurde die Tunke.
Seht euch die Rezepte genau an. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Biomarkt sie ebenso auf Rezeptkarten drucken würde. Sie sehen wirklich lecker aus.
Ideen für frischen Rhabarber:
Und noch ein paar weitere Rezepte für die Jahreszeit mit mehr Frischgemüse. Für alle jungen Leser sei bemerkt: damals gab es das Obst und Gemüse zu den Zeiten, in denen es in der Natur reif war.
Wer sich über den Begriff Milei wundert, der schaut hier.
Die Empfehlung für schlechte Zeiten lautete, die Ernährung von „Viel Fleisch mit wenig Gemüse“ zu „Viel Gemüse mit wenig Fleisch“ umzustellen. Eine auch heute wieder empfohlene Ernährungsweise.
Zum Ende kommt noch ein Hinweis, wie wichtig Roggen in unserer Ernährung sein sollte. Hier allerdings wird ihm eine nationalsozialistische Einleitung vorangestellt, die schließlich konform mit der Forderung nach neuem Land für das „Volk ohne Raum“ lief. Das Ergebnis ist bekannt.
Roggenbrot sollte dem Weizenbrot stets vorgezogen werden!
Ihr seht, all die Bio-, Öko- und bewusste Ernährung ist keine Erfindung der heutigen selbsternannten Ernährungs-König*innen, sondern eine aus der Not geborene Rückbesinnung auf das, was man hatte und ohne fremde Hilfe bekommen konnte.
Die aktuelle Pandemie mit ihren damit einhergehenden Engpässen und Einschränkungen könnte dazu helfen, uns verwöhnten Erste-Welt-Menschen mal wieder in ihre Schranken zu weisen und das schätzen zu lernen, was man hat bzw. hatte.
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