Es gibt noch einen Baukasten, der vor langer Zeit von der Firma F.Ad.Richter in Rudolstadt herausgegeben wurde. Die hauptsächliche Zielgruppe waren Jungs, für die die Ankersteine gemacht waren. Doch Herr Richter hat schon früh erkannt, dass auch Mädchen gern mit Steinen spielen – hier jedoch lieber auf künstlerischer statt architektonischer Ebene.
Neben dem Mosaik, dem Täfelchenlegen, dem Meteor und dem Saturn kamen noch weitere Spiele hinzu. Gestern habe ich euch das Vexier-Mosaik vorgestellt und heute findet die kleine Reihe vorerst ihr Ende mit dem Karola-Kasten. Zu Zeiten der Übernahme der Firma „Gebrüder Keller“ durch Richter – 1910 – hieß der Baukasten noch Mona und wurde in der ebenfalls in Rudolstadt ansässigen Firma hergestellt.
Wenn man so einen Kasten sieht, denkt man zuerst nicht daran, dass sich darin etwas Einzigartiges befinden könnte. Der Deckel ist sehr stümperhaft geklebt. Hier habe ich eine Menge zu restaurieren.
Aber das Innenleben sieht anders aus:
Unmengen winziger Steine in leuchtenden Farben bilden ein wunderschönes Stickmuster. Von oben betrachtet, möchte man glauben, ein Stück Stoff mit Kreuzstichstickerei vor sich zu sehen.
Aber es sind alles nur Ankersteine: 23 x 23 = 529 Stück
Hat sich jemand gefragt, wieso auf dem Bild oben ein Stück Schnur an den Seiten hervorschaut? Das habe ich dort hineingelegt, nachdem ich einige Steine aus dem Muster herausgenommen habe und die Vorlage angehoben habe. Denn, was kam darunter zum Vorschein?
eine zweite Lage aus 23 x 23 = 529 Steinen
Komplett.
Anhand des oben gezeigten Bildes lässt sich prima die Struktur erkennen. Es gibt nur zwei Steinformen:
Gewebe – die Steine sind etwas niedriger und deuten eine Leinwandstruktur an. Das soll der unbestickte Stoff sein;
Stickerei – die Steine sind etwas höher und haben alle dieselbe Kreuzstich-Form. Auch sind sie rot, gelb, grün oder blau. In den Anker-Katalogen (z.B. von 1915, Seite 2) ist von 7 unterschiedlichen Farben die Rede. Vielleicht erkennt das geübte Auge in den Farben oben noch rosa und türkis, dort wo ich von verblassten Steinen ausging.
Es gibt auf der Seite des Ankerstein-Archives eine Anzeige aus einer amerikanischen Zeitung.
Der Kasten No.5 – gleichzeitig der größte angebotene Kasten – kostete dort $4,-. Ich gebe zu, ich habe mehr dafür bezahlt. Allerdings werden hier nur 4 Farben erwähnt.
Und ich gebe zu, dass beim Kauf nicht alle Steine vorhanden waren. Es gab einige Lücken zu füllen. Glücklicherweise besitze ich diesen Kasten:
Der Deckel wurde mit einer Vorlage beklebt auf die mein Vorbesitzer die Maße der Steine geschrieben hat: 10 x 10mm.
Die Innenseite wird mir bei der Restaurierung des großen Kastens dienen
Hier haben wir einen Kasten der Größe 2 mit ursprünglich 337 Steinen
Durch das geschickte Umsortieren bemerkt man die fehlenden Steine nicht sofort. Im Original ist nur die untere, rechte Ecke korrekt einsortiert: sechs Reihen mit 12, 10, 8, 6, 4 und 2 Steinen. In den anderen Ecken seht ihr einige fehlende Steine, die mein Vorbesitzer durch neutrale Ankerstein-Würfel ersetzt hat.
Aber das Gesamtbild kann sich sehen lassen:
Sehr hilfreich sind übrigens auch die Vorlagen für den großen Kasten.
und eine Vorlage, die irgendwie nicht dazu passt. Ihr fehlt die Ornamentik der Gebrüder Keller (GK) und die Detailfülle. Vielleicht ist diese Seite ja ein Original von Anker.
Über weiterführende Informationen bin ich, wie immer, dankbar. Hinterlasst sie in den Kommentaren oder sendet mir eine Mail an die Adresse im „About“.
Mein ganz besonderer Dank gilt den Mitgliedern des Ankerstein-Forums, von denen ich die beiden Kästen und viele nützliche Informationen übernommen habe. Leider musste der kleine Kasten den Besitzer wechseln, weil der Vorbesitzer schwer erkrankt ist und keine Freude mehr an seinen Ankerkästen hat. Bei mir ist er in guten Händen und wird in Ehren gehalten. Ebenso der aus Budapest importierte Kasten meines Sammlerfreundes János.
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