Urlaubszeit – ans Essen denken – Lebensmittelkarte für Urlauber – Sommer 1944


Herr Moopenheimer meldet sich für eine Woche ab und fährt in den Urlaub. Für ausreichend Beiträge bis zu meiner Rückkehr ist gesorgt. Ihr müsst also nicht darben. Ich hoffe, für jeden ist auch während meiner Abwesenheit etwas dabei.

Passend zur Urlaubszeit gibt es heute eine Lebensmittelkarte zu entdecken, die sich – wer hätte Anderes erwartet – von der breiten Masse abhebt. Sie stammt sehr wahrscheinlich aus dem Sommer 1944 – wird also 70 Jahre alt. Ein Datum ist nicht angegeben, allerdings kann man eine Datierung anhand der angegebenen Mengen vornehmen. Vergleicht dazu diese Tabelle: wöchentliche Rationen pro Person im Zweiten Weltkrieg

Wie schon in meinem Artikel über das Reisebrotheft erklärt, war es im Krieg üblich, aufgrund von Lebensmittelknappheit den Schwarzmarkthandel durch die Ausgabe von Bezugsscheinen zu unterbinden. Dies funktionierte am einfachsten, indem Lebensmittel oder andere Waren des täglichen Bedarfs je nach Anzahl der Bedürftigen auf die entsprechenden Orte verteilt wurden. Jeder Bürger hatte sich beim Amt zu melden und bekam Lebensmittelmarken, deren Gültigkeit sich allerdings auf den Wohnort beschränkte. Für Urlauber brauchte man eine Alternative.

Hatte man beispielsweise einen Platz im Kraft durch Freude-Programm vom Amt für Urlaub, Reisen und Wandern erhalten, galt es, sich für die Dauer der Reise am Wohnort abzumelden und die Lebensmittelkarten der Heimat durch entsprechende für Urlauber einzutauschen. In der Regel wurden die Bezugsmarken einfach entwertet. (hier gibt es einen Link zu meinem Reisekatalog aus dieser Zeit)

Hier ist eine Karte für einen 3-tägigen Urlaubsaufenthalt, unbenutzt und unbeschriftet. Klickt auf das Bild für eine größere Ansicht und schaut euch mal an, welche Mengen Lebensmittel einem innerhalb der 3 Tage zustand.

Lebensmittelkarte für Urlauber
  • 960 g Brot,
  • 100 g Fleisch
  • 95 g Butter
  • 75 g Marmelade
  • 100 g Zucker
  • 50 g Nährmittel
  • 25 g Kaffee-Ersatz
  • 30 g Käse

Das sieht auf den ersten Blick nach ganz schön viel für eine Person aus. Bedenkt aber, wie es funktionierte: Ihr geht in ein Café und bestellt ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee(-Ersatz). Die Kellnerin wird sich dazu von eurer Karte folgende Abschnitte abtrennen bzw. entwerten: 20 bis 50 g Brot oder Nährmittel, 5 oder 10 g Butter, vielleicht 25 g Marmelade oder Zucker – halt Zutaten, die man zum Kuchenbacken benötigt. Dazu die Kaffee-Ersatz-Marke und schon ist die Karte deutlich gelichtet. Es war übrigens üblich auf größere Marken herauszugeben. Wurde eine 25 g-Brotmarke benötigt, bekam man bei Abgabe des 50 g-Abschnittes sein Brot und eine 25 g-Marke retour.

Und nicht zu vergessen: Die Marken allein waren nicht alles. Bezahlen musste man die Sachen ja auch noch.

Mehr Lebensmittelkarten gibt es später. Alle Artikel, die bisher erschienen sind, seht ihr hier.

Dem geneigten Interessierten empfehle ich dazu die überaus lehrreiche Lektüre der Tagebücher von Victor Klemperer.

Und nun wünsche ich mir einen ruhigen Urlaub und sage tschüß bis zu meiner Wiederkehr am 26.7.

4 Kommentare zu „Urlaubszeit – ans Essen denken – Lebensmittelkarte für Urlauber – Sommer 1944

Gib deinen ab

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: