Teil 2 der kleinen Kaffee-Zusatz-Reihe erscheint nun, entgegen anders lautender Ankündigungen, erst heute. Ebenso wie gestern, als ich euch eine Verkaufsdose der Pfeiffer & Dillers Kaffee-Zusatz-Essenz vorgestellt habe, gibt es heute eine weitere Blechdose, in der ein Kaffee-Ersatz bzw. -Zusatz verkauft wurde.
Während jeder den Caro-Kaffee als koffeinfreie Alternative zum Bohnenkaffee kennt (übrigens ein Produkt der Firma Nestlé), ist Linde’s Kaffee-Ersatz weitgehend unbekannt, obwohl er sogar noch heute in fast jedem Supermarkt zu finden ist. Hier die aktuelle Verpackung, die sich in den vergangenen 60 Jahren nur unmerklich verändert hat.

Eine Neuerung: auch Linde’s gehört inzwischen zu Nestlé.
Die Geschichte von Linde’s ist sehr interessant. Der Kaffeetraditionsverein hat recherchiert, daß bereits 1892 eine Dampfmaschine der Maschinenfabrik Augsburg AG (ab 1908: MAN) zur Herstellung von Kaffee-Essenz aufgebaut wurde. Wikipedia weiß: Während des „Dritten Reichs“ (1933–1945) entstand der Begriff Kaffee-Surrogat-Extrakt, dieses Produkt wurde staatlich verwaltet. Diese staatliche Verwaltung bestand auch noch in den Anfängen der Bundesrepublik fort. In der deutschen Nachkriegszeit war Bohnenkaffee Mangelware. In Gaststätten fand man daher auf der Getränkekarte auch „Deutscher Kaffee“, eine Umschreibung für Ersatzkaffee. Marktführer war damals „Linde’s Kaffee-Ersatz-Mischung“ (Gebr. Linde G.m.b.H., ab 1973 Nestlé Food Service)
Wer einen Werbefilm aus dem Jahr 1953 anschauen möchte, klickt hier.
Im Unterschied zu vielen anderen Blechdosen, wartet meine Lindes-Dose durch wenig Einfallsreichtum auf.
vorn, hinten
links, rechts, oben,
überall dasselbe Motiv. Aber was sollte man in Zeiten des Mangels an Rohstoffen auch groß bewerben? Die Menschen sehnten sich nach echtem Bohnenkaffee anstatt nach Muckefuck.
Der Begriff Muckefuck, der bereits im Zweiten Weltkrieg eine gängige Umschreibung für Kaffee-Ersatz war, leitet sich übrigens aus dem verballhornten französischen „Mocca faux“ (falscher Kaffee) her.
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