Gestern gab es den vertiefenden Artikel über die Lithographie und dabei einen Verweis auf die Druckerei „Gebrüder Klingenberg GmbH“ in Detmold. Wie ihr auf der Wikipedia-Seite zu dieser Druckerei sehen könnt, hat Klingenberg nicht nur für die Firma Liebig gearbeitet, sondern auch für Hoffmann’s Stärkefabriken in Bad Salzuflen. Und da dachte ich mir: bestimmt wollt ihr erfahren, was ich von denen so in meiner Wohnung rumzustehen habe.

Beginnen wir mit einer hübschen, kleinen Papiertüte aus dem Werksladen. Heute würde es wahrscheinlich Outlet heißen. Viele Produkte wurden damals lose verkauft. Heute gibt es alles in handlichen Verpackungen, bei denen man sich an Größe und Preis gewöhnen kann und im Idealfall nicht merkt, wenn eine gewohnt große Verpackung zum gleichen Preis nur noch 80% der bisherigen Menge beinhaltet. Damals hat man ein Pfund Stärke gekauft, bezahlt und erhalten. Das waren noch Zeiten!

Die Hoffmann’s Stärkefabriken wurden 1850 gegründet. Mehr Infos im Wikipedia-Artikel. Anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums am 1. Oktober 1900 wurde eine große Feier veranstaltet, bei der sogar zwei Sonderdrucke der örtlichen Zeitungen herausgegeben wurden. Die habe ich euch mal fotografiert. Wer mag, kann auf die Fotos klicken und sich die Zeitung in großem Format durchlesen.


In den Zeitungen sind noch viele interessante Anzeigen zu finden. Großer Ausverkauf sämmtlicher Waaren nur gegen Baar zu kolossal billigen Preisen. Ein Flotter Architekt sucht eine neue Stelle und Marie Mölling bietet in ihrer Putz- und Modewaaren-Handlung sämmtliche Neuheiten an. Die Rechtschreibreform ließ nicht mehr lange auf sich warten. Im Juni 1901 wurden die Doppel-Vokale mitHaut und Har (?) ausgemerzt. Zu einem früheren Anlass schrieb eine Zeitung bereits:
„Wir haben gesehen, dass die Vocale a o u und ihre Umlaute von der Verdoppelung und dem Parasiten h befreit werden sollen. In dieser Aufzählung vermissen wir leider e und i. Diese armen Lettern werden wegen ihrer Dünnleibigkeit verdammt, den falschen Hauchlaut als ewige Last mit sich herumzuschleppen; nehmen, stehlen, kehren und ähnliche Wörter bleiben in jenem Stallwinkel liegen, wohin die reinigenden Fluten des Alpheios nicht dringen sollen.“
– Kölnische Zeitung: 27. Januar 1876
Noch eine Annonce für Thee-Messmer und die Suche nach einem tüchtigen Mädchen und einem Hotelkutscher. Besonders gefällt mir die Anzeige in der rechten Spalte unter dem Knick: „Verreist! Dr. Carius“ – ob er der Erfinder von Karius und Baktus war? Oder wenigstens Zahnarzt?


Und hier die zweite Zeitung:

Wer Hoffmann’s Artikel verkaufte, bekam von ihnen Merchandising- Werbe-Artikel zur Verfügung gestellt. In der Schreibmappe meines Urgroßvaters liegen noch immer diese Löschblätter in rosa und weiß mit Werbung für Reis-Stärke in Strahlen (was mag das sein?) oder in Stücken

oder aber Silberglanz=, Crême= und Farbige Stärke. Was immer das ist.
Und wo bewahre ich das und vieles mehr auf? In alten Verkaufskisten für Stärke – hier:

Der treue Leser erkennt sicher einige alte Bekannte wieder. Oben drauf sitzt Hermann neben der Mizzi- und der Kaukau-Kiste. Die 3D-Bilder aus dem Dritten Reich – das weiße Buch neben der 3 Kiste von unten – bin ich euch ja noch schuldig, nachdem ich bereits die von der Jahrhundertwende und aus der DDR vorgestellt habe.
Und irgendwo fliegen noch kleine Papierkatzen mit Stärke-Werbung herum. Aber damit haben die Echtkatzen nur Unsinn angestellt. Deshalb mussten sie ins Innere umziehen.
(wir sind immer lieb!)
Update: zwei braune Papierkatzen sind mir gerade vor die Kamera gekommen. Die weißen folgen später.

Ach ja: Falls ihr euch fragt, wieso die Kisten so scheinbar lieblos aufeinandergestellt sind. Das hat statische Gründe. Die Kisten sind teilweise über 130 Jahre alt, aber voller Papier, zum Beispiel die von-Damm-Dokumente.
Ich möchte ungern, daß mir der ganze Turm entgegenkippt.
Das Foto der Verkaufskisten hat mich beeindruckt, dann der Hinweis auf die Inhalte.👍😄
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naja, irgendwo muß das ganze Zeug ja hin. Es soll ja nicht alles durch die Zimmer wehen.
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