Geh im Sand spielen!
Leicht gesagt, wenn man in der Stadt wohnt. Meine Oma und ihre Geschwister haben in den frühen 1920er Jahren dieses schöne Sandspiel „Arena“ der Firma Sedlmayer, vertrieben durch die Anker-Werke in Rudolstadt geschenkt bekommen.
Von innen ist der Deckel in nützlichem Fluß-Blau bemalt.
Leider wurde es tatsächlich stark bespielt und einige Teile habe ich noch selbst verbummelt.
Hier eine Übersicht, was noch vorhanden war, als ich klein war:
- zwei Schablonen aus Karton: auf den leeren blauen Innendeckel gelegt, leicht mit Sand bestreut, vorsichtig angehoben, fertig waren schöne Bilder (ich erinnere mich an einen Schmetterling und einen Vogel)
- zwei sehr spannende Gesellschafts-Spiele aus Karton: auf eines der beiden Spielfelder in Form einer 8 und eines O wurde Sand gestreut. Die Rennstrecke (8 oder O) waren mit verschiedenfarbigen Punkten bedeckt, jeder Spieler hat eine Farbe gewählt. In den Sand wurde eine Linie gezogen, die Farbe, die zuerst zum Vorschein kam, fing an. Der Spieler hatte einen kleinen Pinsel mit sehr kurzen Borsten und hat eine Linie gezogen. Sobald er dabei einen Punkt fremder Farbe traf, kam der entsprechende Spieler an die Reihe. So ging es einmal rum. Wer dran war, als die Ziellinie überquert wurde, hatte gewonnen.
- ein Haus: die anderen und die Kühe habe ich erst vor einigen Jahren in einem Antik-Laden entdeckt und erstanden. Sie stammen sehr wahrscheinlich aus derselben Zeit. Wie man damit spielt erklärt sich von selbst. Sand in den Deckel, einen kleinen Fluß gefegt, Häuser drauf und gut.
Update
Seit ich diesen Artikel angefangen und dann in den Hintergrund gerückt hatte, ist fast ein Jahr vergangen. Inzwischen habe ich für euch zur Veranschaulichung und für mich zur Freude einige der Sandschablonen nachgebastelt. Sie sehen vielleicht nicht ganz so professionell aus, wie die Originale, aber ich denke, die Funktionsweise ist ersichtlich.
Zuerst die Landschaft mit Häusern, Kühen, Teich und Fluß:
Dann die Schablonen:
- Schablone auswählen (habe ich mir nicht viel Mühe gegeben?)
- in den Deckel gelegt
- Sand drauf
- vorsichtig hochheben (das üben wir nochmal)
Und zum Schluß das Spiel – hier anhand der O Spielbahn erklärt:
- Schablone in den Deckel gelegt
- Sand auf die Bahn streuen
- Startlinie ziehen und schauen, wessen Farbe zum Vorschein kommt. Derjenige fängt an.
- und zieht solange seine Linie, bis die Farbe eines gegnerischen Mitspielers auftaucht
- nun ist Orange an der Reihe
Am Spielfeld mit der 8 bastele ich noch.
Und weil der Deckel nach ungefähr 100 Jahren schon etwas verzogen ist, ist mir beim Zurückschütten des Sandes eine Menge durch die Ritzen am Rand gerieselt. Und so sieht dann mein Fußboden aus.
Auf der Unterseite des Kastens
kann man sogar noch sehen, wo die Omi, als Sie noch kleines Kind statt Großmutter war ihren Namen draufgeschrieben hat.
Zusammengefasst: Ein schönes Spiel, mit dem man Kinder stundenlang beschäftigen kann. Wenn ich mir den Deckel betrachte, fällt mir ein, daß die kleine Harke auch noch irgendwo herumschwirrt. Und die Spielvariante, die uns der kleine Bube vorführt, nämlich in den glatten Sand zu zeichnen habe ich euch gar nicht vorgestellt.