Heute geht es um Kaffee, genauer gesagt, um ein Werbebüchlein von Eduscho aus dem Jahr 1932.
Wie Fritz Stramm und der schwarze Jim die Menschheit beglücken beschreibt in 16 Episoden die Gewinnung des Bodens, den Anbau, die Ernte, den Transport und die Verarbeitung des guten Eduscho-Kaffees.
Das Büchlein ist leider auf ziemlich dickem Papier gedruckt und geheftet, weshalb ich es beim fotografieren nicht ganz geöffnet habe. Aber man sieht, was man sehen soll. Die Bildtexte sind in Sütterlin gehalten. Andere Beiträge findet ihr hier.
Fangen wir mit Bild 1 an:
In Bremen dicht am Kai da treffen sich die Zwei. „Ach sind die Zeiten schlimm wir müssen uns bequemen“ begrüßt den Fritz der schwarze Jim „Und etwas unternehmen.“
Bild 2:
Jim ist in langen Jahren im Kaffeebau erfahren. Westindien heißt das Ziel. Es reicht die Reisekasse – sie fahren grad soviel – per Dampfer vierte Klasse.
Bild 3:
Vor allem guter Boden den Urwald auszuroden, das kostet Kraft und Schweiß. Die Kakadus und Affen befremdet solcher Fleiß. Sie schimpfen und sie gaffen.
Bild 4:
Jim steckt zuerst die Bohnen, nur allerbeste lohnen. Sind dann die Pflänzchen da, pflanzt er sie auf das Feld. Nicht weit und nicht zu nah, wie er’s für richtig hält.
Bild 5:
Nach jahrelangem Mühen beginnt das Feld zu blühen, o, ist das eine Pracht, ein wunderbares Duften. Die alte gute Sonne lacht, belohnt ist alles Schuften.
Bild 6:
Glaubt ihr denn etwa auch, die Bohne wächst am Strauch? Ach wirklich, es ist dumm, das hätten alle gerne. Doch leider ist die Kirsche drum, die Bohnen sind die Kerne.
Bild 7:
Viel Strecken und viel Bücken gehört zum Früchtepflücken. Die flinken Hände greifen von früh bis abends spät nur die besonders reifen, nur sie sind Qualität.
Bild 8:
Die Bohnen werden rasch und fest maschinell herausgepresst, in Behältern umgewühlt, hin und her bewegt geschwind und mit Schläuchen abgespült, bis sie gänzlich sauber sind.
Bild 9:
Jetzt kommt das edle Gut in heiße Sonnenglut und trocknet tagelang. Maschinen dann entfernen als letzter Arbeitsgang die Haut von allen Kernen.
Bild 10:
Die Frachtendampfer nehmen die Ladung auf nach Bremen. Fritz ist ein ganz Gescheiter, er wird den Schatz begleiten, direkt gibt er ihn weiter, Verluste will er meiden.
Bild 11:
„Mein Kaffee ist nicht billig“ denkt Fritz „und deshalb will ich zuerst Eduscho fragen. Das Haus der Qualitäten ich kann es ruhig wagen mit meinen Raritäten.“
Bild 12:
Eduscho prüft und probt und schmeckt und kauft und lobt. Fritz folgt darauf dem Leiter, läßt sich genau beschreiben den Anfang und so weiter, wo seine Bohnen bleiben.
Bild 13:
Der Kaffeefachmann spricht: „Herr Stramm, sie glauben nicht, wie peinlich wir sortieren, -auslesen ist so wichtig – und wie wir ihn probieren, der Kaffee ist dann richtig!“
Bild 14:
Automatisch, ohne Ruh, wiegen Waagen immerzu. Wird der Kaffee abgefüllt und die Tüten unverdrossen zur Verschickung eingehüllt, aller Duft wird eingeschlossen.
Bild 15:
Die Post ist mit uns gut, in ihren Händen ruht der tägliche Versand. Nicht ein Paket verschwindet auf seiner Fahrt ins Land, eh‘ es den Kunden findet.
Bild 16:
Die edlen Kaffeesorten geh’n heut‘ nach allen Orten, Eduscho schaffte Wandel. Der Kaffee kommt in’s Haus. Man spart den Zwischenhandel und schließt Verteuerung aus.
Das Buch enthält noch einige wissenswerte Informationen, die interessante Details liefern. Lest selbst:
Die notwendige Rodung des Urwalds sah man damals noch mit anderen Augen.
Zuerst werden die Baumriesen gefällt, dann das Unterholz von der Sonne trocknen gelassen, den Rest erledigt das Feuer.
Für die Zeit der Ernte wird auf allen Plantagen ein Herr von Aushilfskräften – vielfach auch Frauen und Kinder – angeworben.
Die Verarbeitung bei Eduscho.
Kaffeegeschichte
Der Weltkaffeeverbrauch:
Heute ist Eduscho (dessen Name sich aus dem Namen des Gründers EDUard SCHOpf zusammensetzt) ein Teil der Tchibo GmbH (deren Name sich wiederum aus dem armenischen Namen des Gründers Carl Tchilinghiryan und dem Bohnenkaffee zusammensetzt). Nur in Österreich gibt es noch Eduscho-Läden. Hier ist die Eduscho GmbH Vertreiberin von Eduscho- und Tchibo-Kaffees. Mehr Details bei Wikipedia.
Ein interessantes Detail ist die Änderung des Blickwinkels, mit dem die Schwarzen aus der Sicht der Weißen gesehen werden. Vor knapp 100 Jahren war es durchaus üblich und salonfähig, „die Neger“ mit dicken Lippen, ärmlicher Kleidung und niedere Arbeiten verrichtend darzustellen. Da hat sich seither bei einem Großteil der Menschen glücklicherweise einiges zum Besseren gewendet.
gar köstlicher Text.
Danke!
LikeGefällt 1 Person
immer wieder gern. Ein Konvolut der unschönsten Druckerzeugnisse liegt noch vor mir. Gleich kommt ein weiteres.
LikeLike