Wer geht gern ins Kino? Und wer kommt nicht erst kurz vor Beginn der Vorstellung an, sondern nimmt sich die Zeit, bei einem Getränk in der Kino-Lobby auf das Öffnen der Türen und den Einlass zu warten?
Ich kann bei beiden Fragen meine Hand in die Luft halten. Ich gehe gern ins Kino. Zum Zeitpunkt, da dieser Artikel verfasst wird, ist das leider coronabedingt nicht möglich, weil die Pandemie dazu geführt hat, dass alle Kinos geschlossen sind. Zusätzlich gräbt das Streaming über Netflix und Co. den Kinos mehr und mehr den Boden unter den Füßen weg, so dass der Gang ins Kino in einem Jahrzehnt wahrscheinlich ebenso selten sein wird, wie der Besuch einer Oper heute.
Zurück zur Wartezeit im Vorraum des Kinos. Es wäre langweilig, wenn man in einer leeren Halle stünde und Löcher in die nach Popcorn duftende Luft stieren würde. Daher kam irgendjemand auf die Idee, für kommende Filme Werbung zu machen. Heute besteht diese aus lebensgroßen und kompliziert zusammengebastelten Pappaufstellern. Früher war das einfacher.
Als im Jahr 1924 der Film „Life’s Greatest Game“ mit dem heute längst vergessenen Schauspieler Johnnie Walker herauskam, zierten die Vorräume der Kinos noch Plakate in A3-Größe. Johnnie Walker hat nichts mit dem gleichnamigen Whisky zu tun. Vielmehr hatte er den Titel des bestangezogensten Mannes im Hollywood der 1920er Jahre. Er lebte von 1894 bis 1949, war vier Mal verheiratet und ein großer Star in den meisten seiner 115 Filme, die teilweise noch stumm daherkamen.
Noch ein Jahr älter ist der Film „The Call of The Mate“
Die Hauptdarsteller waren William Fairbanks, der eigentlich Carl Uhlmann (1894-1945) hieß und aus Deutschland stammte und Dorothy Revier (1904-1993), einer Filmschönheit ihrer Zeit.
Ich habe eine Zusammenfassung der Handlung des Films gefunden: Eine Bartänzerin mit einem unehelichen Kind verliebt sich in einen Cowboy. Ein Spieler schießt auf den Mann, aber das Mädchen tritt ihm in den Weg. Als letzten Wunsch bittet sie den Cowboy, sie zu heiraten und dem Kind einen Namen zu geben (so bezeichnete man früher den Umstand, dem Kind den Familiennamen eines verheirateten Paares zu geben und damit den Makel der unehelichen Geburt loszuwerden). Sie heiraten, aber das Mädchen erholt sich unerwartet und stellt den Cowboy, der in eine andere Frau verliebt ist, vor ein ziemliches Problem. Als das Mädchen kurze Zeit später in der Tanzbar ermordet wird, beschuldigt man den Cowboy zu Unrecht. Doch er kann beweisen, dass der Spieler den Mord begangen hat. Der Cowboy kehrt zu seiner ersten Liebe zurück und heiratet sie, trotz der Einmischung ihrer mürrischen Brüder und des wütenden Vaters.
Ich finde, das ist eine sehr seltsame Entwicklung der Handlung. Irgendwie fehlt mir das Happy End mit der jungen Dame. Aber 1923 bestand das Happy End vielleicht darin, dass das Kind den Status einer unehelichen Geburt verloren hatte und der Mann glücklich war. Man weiß es nicht. Ich habe leider keinen Ort gefunden, an dem man etwas mehr zu dem Film erfahren kann, als auf imdb.com.
Das dritte und älteste Plakat, das ich besitze, ist noch einmal zehn Jahre älter.
„Terrors of the Jungle“ erschien 1913. Nur zwei Jahre später folgte ein Film gleichen Namens. Über beide gibt es wenig herauszufinden. Eigentlich gibt es tatsächlich nur die IMDB, in der ein Verweis auf diesen Film steht.
Diese Lobby Cards sind heute sehr gefragt. Die meisten verfügbaren Bilder stammen aus der Zeit ab den 1940ern. Die 1920er findet man meist nur als Reproduktion. Die noch älteren so gut wie gar nicht.
Und wie komme ich zu diesen Karten? Ich habe keine Ahnung, habe sie aber gestern beim Umrahmen eines Bildes gefunden. Sie waren hinter dem eigentlichen Bild als Stabilisator-Hintergrund eingefügt – wohl um zu vermeiden, dass das Bild verrutscht.
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