Grüße aus Amerika


Unser alter Bekannter Fritz Hübner soll heute wieder einmal zu Wort kommen. Meine treuen Leser kennen ihn aus dem Artikel über seine Tagebücher. (seht hier)

Wieder hat er drei Karten für uns geschrieben. Eigentlich an seine Liebste Betty, aber die hat sie mir übergeben.

Beste Wünsche. Wahre Freunde sind der wahre Reichtum im Leben, und meine Freunde zu grüßen, ist eine Freude für mich. Ein frohes neues Jahr.

Mit dem Gruß habe ich meine Probleme. Ich schreibe meinen entzifferten Text hier auf. Wer glaubt, er hätte eine bessere Übersetzung, hinterlässt einfach einen Kommentar. Danke!

Los Angeles, 13. Dezember 1923

Los Angeles, So. California. Meinem lieben Frauchen! Ein recht frohes neues Jahr, ick muß Kaffee trinken an dem Tage, zum toll werden, jerne mal möchte ich nur keenen Affen haben. Dein Fred!

„Einen Affen haben“ hat man früher meines Wissens gesagt, wenn man betrunken war.

Die nächsten beiden Karten bestechen ebenfalls durch ihre geschmackvollen Motive.

Geburtstags-Grüße – If time I was I long would stay And make your Birthdays long and gay. (Wenn ich die Zeit wäre, würde ich lange bleiben und deine Geburtstage lang und fröhlich machen.) Damals hatte „gay“ noch die Bedeutung „fröhlich“, wann „schwul“ daraus wurde, weiß ich nicht.

Die Rückseiten

Die Geburtstagskarte hat Fred per Einschreiben aus Los Angeles über New York nach Berlin geschickt. Sie hat bis zu ihrem Ziel zwölf Tage benötigt. 1924 fuhr sie bestimmt zuerst mit der Bahn einmal quer durch die USA, dann per Dampfer über den Atlantik und schließlich wieder per Bahn nach Berlin. Dafür sind 12 Tage recht schnell.

Die zweite Karte trägt die deutsche Aufschrift „Handgemalte Postkarte“. Und das, obwohl sie vermutlich in Los Angeles gekauft wurde.

Für eine bessere Lesbarkeit habe ich euch die Karten gedreht:

Mein liebes Bettychen! Eine recht herzliche Geburtstags-Gratulation in der Hoffnung, daß Du gesund und munter bist und alles gut geht wünsche ich Dir, von ganzem Herzen alles Gute und viel Glück in Deinem Dasein, möge es nicht so betrübt aussehen wie bei mir. Dir sei alles Gute geweiht, denn Du bist gut und ich bin wirklich nicht viel wert, das sehe ich jetzt. Mit herzlichen Grüßen dein Fred!

Die andere Karte: Mein liebes Frauchen! Deinen lieben Brief vom 5.11.23 mit großer Freude erhalten. Dein Fred!

Tja. Da hat er sie damals sitzenlassen, ist auf Abenteuersuche nach Amerika gereist und erst kurz vor oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Berlin gekommen. Sie hat auf ihn gewartet und ist zeitlebens Fräulein geblieben.

Sobald ich mehr herausfinde, lest ihr es hier im Museum unter dem Schlagwort Fritz Hübner

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