Heute wird wieder gesungen. Ich habe euch ein Liederbuch der Freien Deutschen Jugend der DDR ausgesucht – etwas ramponiert, da offenbar oft genutzt.
Unter den friedlichen Fahnen woll’n wir uns mühen lautet der Titel und erinnert mich an eine kluge Aussage eines Freundes: „Wenn eine politische Gruppierung Worte wie frei oder friedlich im Namen hat, ist es damit meist nicht weit her.“
Das Buch wurde im Jahr 1950 herausgegeben, also zu einer Zeit, als der Stalin-Kult im Ostblock seinen Höhepunkt erreicht hatte. Ich besitze die uneditierte Ausgabe. Nach Stalins Tod 1953 begann die stille Entstalinisierung, der auch dieses Buch unterworfen wurde. In späteren Ausgaben fehlte die folgende Seite und „Stalin“ wurde an vielen Passagen durch „Lenin“ ersetzt.
Was brachte uns der Stalin-Kult? Zum Beispiel die Stalin-Kantate, getextet von M.I.Injuschkin und mit einer Melodie versehen von A.W.Alexandrow, die ich euch auf den nächsten drei Bildern vorstellen möchte.
Wer bis hier noch nicht vom großartigen Georgier Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (so hieß er ursprünglich), eingerussischt Josef Wissarionowitsch Stalin überzeugt ist, für den gibt es hier noch einen Nachschlag. Das Lied über Stalin, ebenfalls von Injuschkin getextet, wurde von keinem Geringeren als Erich Weinert ins Deutsche übersetzt.
Von ihm stammt auch das einige Seiten später abgedruckte Gedicht „Im Kreml ist noch Licht“.
Wusstet ihr eigentlich, dass die DDR eine Briefmarke zum Tod von Stalin herausgab, sich aber bei seinem Geburtsjahr vertan hat? Er wurde am 18. Dezember 1878 geboren.
Unter dem Kapitel „Freundschaft über Ländergrenzen“
findet sich ein Lied, das die Bestrebungen der DDR, Deutschland wieder zu vereinigen zeigt.
Und hier habe ich gleich noch eins – Das neue Deutschland – ein ganzes deutsches Heimatland:
Zum Schluß noch ein Lied, dass deutlich machen sollte, dass die Hauptstadt Deutschlands Berlin sei – nicht Bonn.
und hier habe ich noch ein Bild gefunden, mit dem die Älteren vielleicht noch etwas anfangen können, aber das Wissen um Mudder Witsch wird sich wahrscheinlich ins Mecklenburgische verziehen und dann langsam verblassen:
Mudder Witsch, Mudder Witsch, kiek mi mol an,
wie ich den Bummelschottisch tanzen kann:
Bald up de Hacken, bald up de Teihn,
oh, Mudder Witsch, wie geiht dat schön!
Das ist wirklich sehr interessant. Einige Lieder kenne ich sogar noch und hab sie im Chor gesungen. „Das neue Deutschland“ z. B. Und : „im Kreml brennt noch Licht, die Putzfrau schläft noch nicht“. haben wir immer gealbert. Und dann kam Chruschtschows berühmte Rede und die Entstalinisierung. Verrückte Zeiten. Aber, im Moment sind sie ja auch wieder sehr verrückt in Russland. Vielen Dank.
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Im Zusammenhang mit dem Artikel habe ich Chruschtschows Geheimrede zum ersten Mal komplett gelesen. https://www.1000dokumente.de/?c=dokument_ru&dokument=0014_ent&object=translation&l=de
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Ein Liederbuch der Jungen Pioniere. (Die FDJ, das waren die Älteren ab 14 Jahre.)
Immer spannend und interessant, solche Zeitdokumente. Dass man ein vereintes Deutschland wollte, ging noch aus dem Text der DDR-Hymne hervor, der erst später nicht mehr gesungen wurde.
„Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt,
Lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland.“
Allerdings wollte der Westen „so ein“ vereintes Deutschland nicht, Adenauer drückte es aus: „Lieber das halbe Deutschland ganz als das ganze Deutschland halb.“ Und es kam die westdeutsche Währungsreform, und das Tor war dicht.
Danke und Sonntagsgrüβe nach Berlin in die Stalin-Allee, ähm, Karl-Marx-Allee, ach nöö, wie heißt sie jetzt eigentlich? 🤔
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Die heißt noch Karl-Marx-Allee, genau wie die Karl-Marx-Str. in Neukölln auch ihren Namen noch hat.
Es gab die JP (blaues Halstuch), die Thälmann-Pioniere (rotes Halstuch) und die FDJ. Während die Kinder auf dem Titel mind. wie Thälmann-Pioniere aussehen, sagt die Fahne aber JP.
Aber du hast recht, es ist eher ein Pionier-Liederbuch.
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