Ein Haushaltungs-Kalender war bei unseren Urgroßmüttern ein praktisches Büchlein um einen ordentlichen Haushalt zu führen. Er birgt nicht nur einen Jahreskalender und zeigt die bevorstehenden Feiertage auf. Nein, er enthält auch Rezepte, Raum für Notizen, Ausgaben oder anstehende Besorgungen und er bietet Platz um eigene Rezepte zu notieren.
Die Firma Liebig – ein Pionier der gezielten Produkt-Werbung – hat es sich nicht nehmen lassen, an die fleißigen Hausfrauen des Landes Kalender in wunderschönen Chromolithographie-Deckeln zu verteilen. Hier drüber und die folgenden beiden Bilder sind vom Kalender 1890 – der leider nach 124 Jahren schon etwas mitgenommen aussieht.
Der Kalender von 1894 zeugt ebenfalls von eifrigem Gebrauch. Leider hat die emsige Hausfrau oder Köchin sich einige Rezepte ausgeschnitten. Falls das Essen danach besser geschmeckt hat, sei es ihr verziehen.
Der Kalender von 1895 ist bedauerlicherweise auch ziemlich schlecht erhalten.
Er wurde seinerzeit halt dazu benutzt, wozu er gedacht war.
Bestimmt wurde so manches Rezept daraus gezaubert. Gab es im Januar vielleicht eine Reichssuppe und die nachfolgenden 6 Gänge.
[Fortsetzung] richtet man über den folgenden drei Einlagen an. Ein junges Hähnchen wird in einer mit Speck- und Wurzelscheiben belegten Kasserolle mit guter Bouillon langsam gedämpft, das Brustfleisch in Streifen geschnitten, und alles übrige Fleisch nebst etwas Luftspeck gewiegt und durchgestrichen. Diese Fleischmasse wird mit Ei, Semmel und Gewürz vermischt, mit Krebsbutter rot gefärbt und zu kleinen Klößchen geformt, die in der Hühnchenbouillon gar ziehen. Auch hat man drei Trüffeln in Rotwein gargedämpft und in Scheiben geschnitten. Die Zuthaten werden in die Terrine gelegt und die Suppe darüber gegossen.
Als letzten Vertreter der Liebig’s Fleisch-Extract Haushaltungs-Kalender vor 1900 kommt ein Exemplar von 1898. Bei diesem fehltleider eine Ecke des Buchdeckels.
Ich habe euch hier eine repräsentative Übersicht des Inhalts beigefügt. Falls jemand die Rezepte ausprobieren möchte, meldet euch.
Zum Abschluß noch ein Rezept für die Kranken unter uns – Kalbshirn für Kranke. Klingt eklig, schmeckt aber bestimmt nicht schlecht. Mahlzeit!
Die Liebig Fleisch-Extract Haushaltungs-Kalender gab es natürlich auch noch nach der Jahrhundertwende. Dazu später mehr.
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