Gestern gab es einen Beitrag zu chromolithographisch hergestellten Sammelbildchen. Das ist eines meiner favorisierten Sammelgebiete. Daher heute etwas Hintergrund zur Lithographie. Das Wort Lithographie leitet sich von den beiden griechischen Worten Lithos (Stein) und Graphein (schreiben) ab. Das Motiv wird spiegelverkehrt auf einen Stein aufgebracht und danach auf Papier gedruckt. Erfunden hat das Alois Senefelder. Wer in Berlin das Denkmal auf dem nach ihm benannten Platz kennt, weiß nun auch, warum sein Name spiegelverkehrt geschrieben ist. Eine wichtige Voraussetzung für den Druck waren Steinplatten mit sehr glatter Oberfläche. Die fand man in der Gegend um Solnhofen in Franken. Viele von diesen Steinen beinhalten tolle Fossilien und Dendrite, die ich euch schon früher vorgestellt habe. Um die Oberfläche soweit zu polieren, daß sie für den Lithographiedruck verwendbar waren, wurden zwei Platten mit der Druckseite aufeinandergelegt und gegeneinander gerieben. Überstände wurden dabei abgetragen und dienten als Schleifmittel. Das Ergebnis waren solche Platten: 3 bis 12 Zentimeter dick und Formate von der Größe eines DIN A4-Blattes bis zu einem Quadratmeter.
Auf diese Platten wurde das zu druckende Motiv seitenverkehrt mit Fettfarbe aufgetragen. Sollte ein Mehrfarbdruck entstehen, benötigte man eine Platte für jede Farbe. Vier, acht oder zwölf Farben waren keine Seltenheit. Beim eigentlichen Druckvorgang wurde der Stein gewässert. Das Wasser perlte von der Fettfarbe ab. Die anschließend aufgetragene Farbe bleibt somit nur am Motiv haften und wird auf das Papier gedruckt. etwas detaillierter steht es bei Wikipedia. Diese Druckplatte wurde zur Herstellung von Etiketten benutzt: Lebertran-Emulsion, Hustensaft für Kinder und ein Adress-Aufkleber
Der Beruf des Lithographen war nicht ohne. Das ursprüngliche Kunstwerk musste seitenverkehrt kopiert werden, Farben waren zu trennen und die Größe konnte bestimmt werden. Das wurde durch die Loch-Technik erreicht. Ein Stück Pergament diente zum durchzeichnen des Originals. Anschließend wurden die Konturen der Kopie mit einer Nadel durchstochen, umgedreht und auf den Stein gelegt. Aufgetragene Farbe trat durch die Nadelstiche und konnte auf dem Stein zum fertigen Motiv ausgearbeitet werden. Wollte der Künstler sein Bild in verschiedenen Größen gedruckt haben, wurde die Kopie zusätzlich in ein Stück Kautschuk gestochen. Der Kautschuk konnte in einem Spannrahmen befestigt werden und auf die gewünschte Größe gezogen werden. Lithographen waren im Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe organisiert. Einer von ihnen war Alfred Handlas, dessen Mitgliedsbuch so aussieht.
Wer sich Beispiele anschauen möchte, wie verschiedene Varianten eines Bildes ausgesehen haben, schaut hier.
farbiger oder goldener Hintergrund:
oder kleinerer und größerer Motivausschnitt:
das gleiche Motiv in unterschiedlicher Größe
Ich habe noch Testdrucke, die ihr hier anschauen könnt.