Wenn euch eure Omi einen Tee anbietet und dabei so anschaut:
könntet ihr dann ablehnen? Sicher nicht.
Dasselbe dachte sich wahrscheinlich auch Dr. August König, als er diesen Thee (wie er bis zur Rechtschreibreform 1901 noch geschrieben wurde) erfand.
Im alten Buch „Spezialitäten und Geheimmittel, ihre Herkunft und Zusammensetzung“ von Eduard Hahn und Dr. J. Holfert (in der 6. Auflage von 1906 bearbeitet von G. Arends) kann man nachlesen: Familien-Medizinen von Dr. August König, alleinige Niederlage für Amerika bei H. Vogeler & Co. in Baltimore, bestehen aus Hamburger Tropfen, Hamburger Brusttee und Hamburger Pflaster. – Der Brusttee, das beste Mittel gegen die verschiedenen Angriffe der Lunge, ist ein Gemisch von Althee- und Süßholzwurzel, Klatschrosen, gemeinen Malvenblüten, Altheekraut und den safranartig gefärbten Blüten einer Stellaria; den gut bereiteten Spezies ist noch gröblich gestoßener Kandiszucker, mit Anis- und Fenchelöl parfümiert, zugesetzt. 50g = 25 Cents (M. 1,10)
Für den amerikanischen Markt hat sich Herr Dr. König in Dr. Koenig umschreiben lassen und seinen Thee und andere Dinge nach Baltimore in Maryland verschifft. Wieso Baltimore? Weil dort eine der größten deutschstämmigen Bevölkerungsgruppen der USA lebte und lebt.
Auf der Rückseite erfahrt ihr nicht nur, dass der Hamburg Breast Tea gut gegen Husten, Schnupfen, Kehlkopfdiphterie, Asthma, Heiserkeit, Halsschmerzen, Bronchitis und Influenza ist, sondern ihr könnt weiterhin lesen, dass das bereits erwähnte Hamburger Kräuterpflaster (Hamburg Plaster) ein ausgezeichnetes Heilmittel für Wunden, Fingerspitzen-Abszesse, Furunkel, Abszesse, Juckreiz, skrofulöse Wunden, Fleischwunden, Hautausschläge, Salz-Rheuma, geschwollene Brüste, wunde Brüste, wunde Brustwarzen, Schwellungen, Hühneraugen und Ballen ist.
Ob die genannten Niederlassungen der Charles A. Vogeler Company in Baltimore, Maryland, U.S.A. oder die Zweigniederlassungen in 45 Farringdon Road, London, England; Paris, Frankreich; Brockville, Canada; San Francisco, California, U.S.A.; Sydney, New South Wales; Melbourne, Victoria noch existieren, bezweifle ich. Aber man kann ja mal fragen.
Meine kleine Werbekarte dürfte aus der Zeit zwischen 1895 und 1900 stammen.
Kommentar verfassen